: Aussichten für das Stadion von morgen
■ Einen Superdome, wie in Frankfurt, Berlin oder München im Gespräch, will in Bremen niemand / Aber rund ums Weserstadion sind die Planer aktiv / Neue Tribüne und offene Marina
Frankfurt plant einen überdachten „Superdome“, in Berlin und München sind neue Fußballarenen ernsthaft im Gespräch. In Bremen geht es eine Nummer kleiner, obwohl auch das Weserstadion mehr und mehr zum Zentrum der Freizeitindustrie ausgebaut werden soll. Das Naherholungsgebiet Pauliner Marsch, so befürchten Kritiker, könnte damit für die Immobilienbranche freigegeben werden, die mit dem Zugpferd Werder Bremen solvente Mieter in Büroetagen und zahlungskräftige Gäste in Hotels locken will. Die Diskussion ist eröffnet: Die Baubehörde plant neben dem Stadionausbau ein neues Konzept für das Stadionumfeld.
Nächster Schritt dürfte der Ausbau der Nordgerade sein. Bis Ende März soll die Baubehörde grünes Licht geben für ein 20 Millionen Mark teures Mantelgebäude mit vier Geschossen, mit dem der Hohlraum unterhalb der Zuschauerplätze geschlossen wird. „Sobald wir Planungssicherheit haben, werden wir Investoren suchen“, sagt Reinhard Hoffmann, Chef der städtischen Bremer Sport- und Freizeit GmbH, die das Stadion bis 2015 gepachtet hat. Als Projektentwickler ist die Bremer Baufirma Zech eingeschaltet, die schon die Ostkurve gebaut hat.
„Das muß sich selber tragen“, sagt Werder Bremens Manager Willi Lemke. Weder die Stadt noch Werder würden sich finanziell engagieren. Werder werde nur für Ausbauten zahlen, die Geld versprechen: Für neue Logen oder einen erhöhten Komfort der Plätze, die höhere Preise rechtfertigen. Planerisch beteiligen könnte man sich an einem Werder-Fitneßstudio oder einem Reisebüro, die in den Neubau einziehen könnten.
Was die Nachbarschaft des Stadions angeht, für die die Immobilienleute auch schon mal ein Sporthotel oder edle Wohnungen am Fluß visionieren, ist Lemke festgelegt: „Die Trainingsplätze nahe am Stadion müssen bleiben, nicht nur für die Profis, sondern auch für die Amateur- und Jugendspieler“.
Auch in der Baubehörde ist man geneigt, die Ostseite des Stadions hin zur Pauliner Marsch und auch das Stadionbad vorläufig nicht anzutasten. Pläne werden allerdings für die Westseite geschmiedet.
Es geht um die alte Forderung, den Sportboothafen am Osterdeich für die Öffentlichkeit zu öffnen. Noch residieren in unmittelbarer Stadionnähe der Segel Verein Weser und der Tennisclub Rot-Gelb hinter diskreten Hecken. Das Hafenbecken, so die Visionen in der Baubehörde und im Ortsamt, könnte zu einer offenen Marina werden, zu einer Fortsetzung des mit dem Schlachte-Umbau betriebenen Konzeptes „Stadt am Fluß“. Ein Hotel, wie es Zechbau an dieser Stelle einmal ins Gespräch brachte, hat eher schlechte Chancen.
Die beiden ansässigen Vereine sperren sich nicht grundsätzlich. Die Tennisspieler würden wohl ein Ersatzgelände akzeptieren. Und der Vorsitzende der Segler, Horst Friedrichs, signalisiert Gesprächsbereitschaft auch deshalb, weil die Kosten für die Erhaltung des Hafens dem Club und seinen 250 Mitgliedern zu schaffen machen. Er weist aber auf Sicherheitsbedenken hin: Wenn Tausende Fußballfans an der Marina vorbeizögen, bangten die Segler um ihre Schiffe. Aber: „Wenn die Stadt das Gelände will, dann kriegt sie es auch“.
Wie auch immer das Stadionumfeld in einigen Jahren aussieht: Das Weserstadion wird Werders Domizil bleiben. „An den Neubauten von Stadien werden sich einige Vereine kaputtmachen“, prophezeit Willi Lemke. Joachim Fahrun
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