Badenwerk und EVS bleiben auf Ökostrom sitzen

■ „Grüner“ Tarif wird zum Flop – es gibt bessere Wege als den Gang zu den Stromkonzernen

Freiburg (taz) – Der „Umwelttarif“ von Badenwerk und Energieversorgung Schwaben (EVS) ist ein ziemlicher Flop geworden. Ein Jahr nach Einführung des „grünen“ Stromtarifs haben von 826.000 Badenwerk-Kunden gerade 279 Ökostrom gebucht. Auch bei der EVS ist die Ausbeute mit 701 „Umwelttarif“-Kunden nicht gerade üppig.

Die süddeutschen Stromversorger hatten im vergangenen Jahr einen erhöhten freiwilligen Tarif eingeführt, der den Kunden die Möglichkeit gibt, Strom aus Wind, Wasser, Biomasse und Sonne zu beziehen. Wer also pro Kilowattstunde 10 Pfennig mehr bezahlt, kann seither in dem Glauben leben, aus seiner Steckdose komme Windstrom, wer gar 1,60 Mark zusätzlich bezahlt, darf sich über Sonnenstrom im Haushalt freuen. Das Geld werde, so sichern die Stromversorger zu, in umweltfreundliche Kraftwerke investiert.

Doch den meisten Kunden ist das grüne Mäntelchen der Stromversorger suspekt. Weniger als 20.000 Kilowattstunden Ökostrom buchen die Badenwerk-Kunden im Monat, gerade 40.000 werden bei der EVS bestellt. Jeder Landwirt, der ein kleines Windrad auf seinen Acker stellt, erzeugt mehr umweltfreundlichen Strom.

Bei RWE, die den „grünen Tarif“ seit anderthalb Jahren anbietet, ist die Resonanz zwar etwas besser als im Süden der Republik. Das mag damit zusammenhängen, daß RWE im Gegensatz zu Badenwerk und EVS für das Programm auch etwas eigenes Geld drauflegen. Doch auch beim Essener Stromgiganten haben von 2,5 Millionen Kunden nur knapp 14.000 Ökostrom gebucht.

Von Anfang an war der „Umwelttarif“ heftiger Kritik ausgesetzt. „Spenden ohne Spendenbescheinigung“ nannten Umweltverbände die Aktion. Wolf von Fabeck vom Aachener Solarenergie- Förderverein: „Wenn die Stromversorger es ernst meinen würden, dann würden sie privaten Solaranlagenbetreibern für die Kilowattstunde genauso viel bezahlen, wie sie von ihren Kunden für Solarstrom kassieren“ – und nicht wie derzeit knapp 17 Pfennige.

Stromkunden haben durchaus Interesse an Wind-, Wasser- und Solarstrom – aber lieber aus Kraftwerken, mit denen die Stromkonzerne nichts zu tun haben. Jüngstes Beispiel in Freiburg: Der örtliche Förderverein Energie- und Solaragentur hat soeben mit der Reaktivierung eines Wasserkraftwerkes am Freiburger Gewerbekanal begonnen. Die dafür notwendigen 600.000 Mark kamen binnen zwei Wochen zusammen – das Badenwerk hätte für diese Summe im Rahmen seines „Umwelttarifs“ fast 20 Jahre gebraucht. Bernward Janzing