: Faire Partner
■ Kirchen-Kitas: Bürgermeister blockt Geldwunsch der Diakonie ab
Zur Chefsache will Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) die Zukunft der kirchlichen Kindergärten nicht erklären. Die Bitte des Diakonischen Werkes um ein Gespräch über die Finanzlage lehnte Runde ab, wie Diakonie-Chef Stephan Reimers gestern enttäuscht mitteilte. „Wenn einem Partner die Beine wegbrechen, dann wäre es fair, wenn der andere ihn auffängt“, umschreibt er den Wunsch der evangelischen Kirche nach einer städtischen Finanzspritze.
Wegen gesunkenen Kirchensteueraufkommens und mangelnder Auslastung sind rund 1000 der knapp 9000 Plätze des Diakonischen Werkes bedroht (taz berichtete gestern). Die Kirche hofft auf eine Senkung ihres Anteils an der Finanzierung; das Amt für Jugend hat aber angedeutet, mit Geld, das durch Schließungen zu sparen wäre, den Hamburger Haushalt zu konsolidieren. Reimers mahnte gestern, die Stadt könne es sich nicht erlauben, auf die Diakonie als größten Anbieter sozialer Leistungen in Hamburg zu verzichten. Sollte sie es dennoch riskieren, kündigte der Pastor eine gerichtliche Klage an.
Doch nicht allein das Sinken des Steueraufkommens ist der Grund für die Finanznot der Kirchen. Die Kitas sind auch nicht ausgelastet, weil ihr Angebot zum Teil schlicht am Bedarf vorbeigeht. So bietet die Diakonie zwar 5673 Halbtagsplätze für Drei- bis Sechsjährige. Nur halb so viele Kinder in dem Alter aber bekommen einen Ganztagesplatz, und in die Krippe können beim Diakonischen Werk hamburgweit sogar nur 183 Kinder unter drei Jahren gehen. Krippen- und Ganztagesplätze sind jedoch nach wie vor stark gefragt.
Schuld sei allein das Amt für Jugend, sagte Reimers. Der Umwidmung von überflüssigen in nachgefragte Plätze müsse es zustimmen, was es aus Kostengründen nicht täte. Damit erklärt er auch die unflexiblen Betreuungszeiten. Eltern mit einem Halbtagesplatz können die vier Stunden nicht einfach dann nehmen, wenn sie sie brauchen, sondern sind an feste Öffnungszeiten gebunden. Elke Spanner
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