■ Surfbrett
: Der Papst betet für das christliche Internet

Deutsche Bischöfe ziehen sich ins Kloster zurück, um über einen Brief zu reden, den ihnen Karol Wojtyla aus Rom geschickt hat. Am Ende fallen sie auf die Knie. War es vermessen, darauf zu hoffen, den Wortlaut dieses Briefes im Internet nachzulesen? Zu Recht ist die öffentliche Diskussion entbrannt. Es geht um die Abtreibung, deren bloße Möglichkeit den gegenwärtigen Papst um jeden Verstand bringt. Seine Adresse im Web lautet: www.vatican.va, aber sein Brief an die deutschen Bischöfe ist dort nicht zu finden. Seine Gedanken zu dieser Frage sind längst so bekannt, daß es ihm wohl überflüssig erschien, ihren Wortlaut in einem Medium zu veröffentlichen, aus dem er niemanden exkommunizieren kann.

Seine Website ist dennoch einen Besuch wert. Sie ist ganz in dem hellen Braun jener Pergamentkarten gehalten, die man im Kaufhaus zur Bekanntgabe familiärer Ereignisse kaufen kann, Geburten beispielsweise, aber auch Todesfälle und Geschäftsaufgaben. Überraschend, in einem halben Dutzend Sprachen nachzulesen, worüber sich dieser Mann noch Gedanken macht. Die Abtreibung ist es nicht alleine. Am 24. Januar erließ er eine Botschaft zum 32. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel, der am 24. Mai dieses Jahres begangen wird. Die Zeit verschwimmt ihm zur Ewigkeit schon in dieser Welt, weswegen er keineswegs darauf warten muß, was fünf Monate an Neuem bringen – in der Zeitrechnung des Internets sind das etwa vier Jahre. Seine Botschaft endet in einer Anrufung der Mutter Gottes, „deren tiefes Hinhören auf den Heiligen Geist die Welt für das große Ereignis der Menschwerdung, die Quelle aller Hoffnung, geöffnet hat“. Auch „christliche Medienschaffende“ müssen in das Gebet einstimmen. „Man darf niemals vergessen“, sagte Johannes Paul II. letzten Sonntag, „daß mediale Kommunikation nicht ein utilitaristisches Tun ist, einfach darauf gerichtet, zu motivieren, zu überreden oder zu verkaufen. Noch weniger ist sie ein Vermittler für Ideologie. Die Medien können gelegentlich die Menschen auf Konsumeinheiten oder konkurrierende Interessengruppen reduzieren oder Zuschauer, Leser und Hörer als bloße Zahlen manipulieren, von denen man sich einen Vorteil verspricht – ob Verkauf von Produkten oder politische Unterstützung; all das zerstört die Gemeinschaft. Es ist die Aufgabe von Kommunikation, Menschen zusammenzubringen sowie ihr Leben zu bereichern, und nicht, sie zu isolieren und auszubeuten. Die Mittel der sozialen Kommunikation können – richtig genutzt – dazu beitragen, eine menschliche Gemeinschaft zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die auf Gerechtigkeit und Liebe beruht; und insoweit sie das tun, werden sie Zeichen der Hoffnung sein.“ Die Sünde der Vermittlung einer Ideologie sei uns hiermit verziehen.