: Der Sessel wird warmgehalten
■ SFB-Intendanz: CDU-Fraktionschef Landowsky geht davon aus, daß ARD-Programmdirektor Günther Struve doch noch kandidiert
Günther Struve, der Programmdirektor der ARD, soll nun doch Intendant beim Sender Freies Berlin (SFB) werden. Das zumindest hat gestern der starke Mann des SFB-Rundfunkrates, CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky, angekündigt. „Nach meinen Informationen sind die Intendanten bereit, Günther Struve ziehen zu lassen“, sagte Landowsky, „sie werden die Türen nicht von innen zuhalten, damit Struve nicht in den Saal kommt.“
Auf Struve als Nachfolger für den bisherigen Intendanten Günther von Lojewski hatten sich große Teile des Rundfunkrates, der den Intendanten wählen muß, schon vor etwa drei Wochen geeinigt. Lojewski war im Dezember aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt ausgeschieden, seitdem führt Fernsehdirektor Horst Schättle die Geschäfte. Zu einer Intendanten-Neuwahl konnte es bislang nicht kommen, da bis dato alle anderen potentiellen Nachfolger im Parteienzwist zerrieben wurden. Der aussichtsreiche Kandidat Struve jedoch hatte seine Kandidatur vor zehn Tagen wieder zurückgezogen. Da sein Vertrag als ARD-Programmdirektor, der bis 2001 läuft, nicht vorzeitig aufgelöst werde, könne er nicht antreten. Der amtierende ARD-Vorsitzende Udo Reiter (Mitteldeutscher Rundfunk) habe seine Zustimmung verweigert.
Landowsky berichtete gestern, er habe mit Reiter gesprochen. Und obwohl dieser noch einmal wiederholt habe, daß Struve sein bester Mann sei und er ihn gerne halten wolle, ist der CDU-Fraktionschef zuversichtlich. „Ich bin mir sehr sicher, daß Günther Struve seine Freigabe erhält“, so Landowsky, „nun muß der Rundfunkrat entscheiden.“ Auch die Rundfunkratsvorsitzende Marianne Brinckmeier (SPD) und SPD-Fraktionschef Klaus Böger hatten an Reiter appelliert, Struve aus seinem Vertrag zu entlassen. Reiters Sprecherin Knoll sagte gestern: „Herr Reiter ist als Intendant nur Primus inter pares, er wird über eine Vertragsauflösung nicht im stillen Kämmerlein entscheiden. Die Entscheidung ist Sache der Intendantenkonferenz.
Am 9. Februar tagen die Intendanten in Frankfurt/Main. Sollte dort die Vertragsauflösung beschlossen werden, könnte anschließend eine Kandidatenanhörung vor dem Rundfunkrat und die Wahl eines Intendanten folgen. Zur Wahl stellen sich neben Struve sechs weitere Bewerber, denen jedoch keine Chancen eingeräumt werden: Cornelius Bormann (WDR), Hans-Günther Brüske (arte), Rainer Burchardt (Deutschlandfunk), Hannelore Gadatsch (SWF), Rainer Buchhorn (SR) und Horst Schättle.
Nach Ansicht der Rundfunkratsvorsitzenden Brinckmeier spricht für Struve, daß der einstige Senatssprecher und Bürochef des Regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz (SPD) sowohl in der ARD „tief verwurzelt“ sei als auch Berlin gut kenne. Günther Struve selbst wollte sich nicht zu der neusten Entwicklung äußern. Barbara Junge
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen