: Bundesbankgewinne sollen Arbeitsplätze schaffen
■ Januar: 4,8 Millionen Arbeitslose. Gewerkschaft fordert neue Beschäftigungsprogramme
Bonn (AFP) – Im Januar waren etwa 4,8 Millionen Menschen ohne Arbeit. Dies schätzt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Mit dieser Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen wäre ein neuer Nachkriegsrekord erreicht. Die amtlichen Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) werden am Donnerstag bekanntgegeben. Im Vorfeld zu seiner amtlichen Statistik sagte BA-Chef Jagoda: „Man muß erst die Talsohle erreicht haben, bevor man an den Wiederaufstieg denkt.“ Für das Frühjahr prognostizierte Jagoda nur eine „allmähliche Besserung“. In Ostdeutschland werde der Abbau von Arbeitsplätzen sogar noch weitergehen.
Vor allem in der Baubranche müssen die Arbeiter um ihren Job fürchten. Der Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Horst Stiepelmann rechnet damit, daß im Januar 400.000 Bauarbeiter arbeitslos gemeldet waren. Dies entspreche einem Anstieg von 38 Prozent im Vergleich zum Dezember, als die Branche 288.000 Arbeitslose gemeldet habe, sagte Stiepelmann.
Unterdessen hat der Vorsitzende der IG Bergbau-Chemie- Energie, Hubertus Schmoldt, verlangt, eine Milliarde Mark aus den Gewinnen der Deutschen Bundesbank für ein Sonderprogramm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern einzusetzen. Das Programm solle speziell Jugendlichen und Langzeitarbeitlosen zugute kommen. Bundesfinanzminister Waigel lehnte diesen Vorschlag kategorisch ab. Schmoldt wird vom sozialpolitischen Sprecher der ostdeutschen CDU-Bundestagsabgeordneten, Manfred Grund, unterstützt. Er fordert zwei Milliarden Mark für ein Beschäftigungsprogramm. Wegen der steigenden Arbeitslosigkeit gerate die Bonner Koalition unter hohen Druck, so Grund.
Der kommende Donnerstag dürfte zeigen, was Arbeitslose über Politiker denken. An diesem Tag sollen landesweite Proteste stattfinden. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa sind etwa 65 Prozent der Erwerbslosen bereit, sich an Aktionen und Demonstrationen für mehr Beschäftigung zu beteiligen.
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