: Zerbrechliches Atomlager
■ Internes Gutachten der Betreiber erklärt das Endlager Morsleben für einsturzgefährdet
Hannover (taz) – Das atomare Endlager Morsleben ist einsturzgefährdet. Dies geht aus einem offiziellen Bericht der „Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern“ (DBE) an das Bergamt Staßfurt hervor, der den beiden Umweltorganisationen Greenpeace und BUND zugespielt wurde.
Dem DBE-Bericht zufolge kann in Morsleben das Salzgestein über Hohlräumen mit atomarem Müll jederzeit einbrechen und herabstürzen. Dies betrifft vor allem das Südfeld des atomaren Endlagers, in dem noch heute schwach- bis mittelradioaktiver Müll von Stollen in Hohlräume gekippt wird. Über das Salzgestein über diesen Hohlräumen, die sogenannten „Salzschweben“, heißt es in dem 50seitigen Papier: „Ein Versagen der Schweben über den mit radioaktiven Abfällen befüllten Abbauen 2 und 3 im Südfeld kann nicht mit hinreichender Aussagesicherheit ausgeschlossen werden.“ Dabei sieht sich die DBE außerstande, vorherzusagen, wie lange die Salzschweben noch stabil bleiben.
Ein Einsturz auch nur von Teilen des Endlager Morsleben könnte nach Ansicht von Greenpeace und des BUND schnell zu einer Umweltkatastrophe führen. „Bei einem solchen Einsturz gerät der ganze Salzstock in Bewegung, es entstehen Risse im Salz, durch die Wasser in die Grube gelangen kann“, sagte gestern ein Sprecher des BUND in Magdeburg. Durch einen Wassereinbruch könnte sich das radioaktive Inventar der Atommüllkippe im Grundwasser der Umgebung ausbreiten. Wegen der Einsturzgefahr in Morsleben hat die DBE in anderen Teilen des ehemaligen Salzbergwerks bereits mit dem Füllen von Hohlräumen begonnen. Im Südfeld wird allerdings bis heute weiter Atommüll eingelagert.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Greenpeace beim Oberverwaltungsgericht Magdeburg im Eilverfahren einen sofortigen Einlagerungsstopp für das atomare Endlager beantragt. Jürgen Voges
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen