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Dunstfreie Sommerfrische auf dem Nichtraucherstrand

■ Die Koexistenz von Süchtigen und Abstinenten wird weltweit neu geregelt. Nichtraucher feiern selbstbewußt ihre Erfolge

„Morgens bellt er die Familie wach / wenn sich die Teer-Rückstände in der Lunge räuspern / das stinkt uns!“ Gedichte gegen Raucher im Internet. „Verqualmt euch / lauft meilenweit / wenn ihr noch könnt!“ Dazu die neuesten Erfolgsmeldungen rund um den Globus: Das Fabrikgebäude von Boeing mit seinen 12.000 Mitarbeitern „ist endlich rauchfrei“, und im südenglischen Bornemouth haben die Behörden die „ersten Nichtraucherstrände eingerichtet“.

In immer mehr Ländern wird die Tabakwerbung verboten, wird die Koexistenz zwischen Süchtigen und Abstinenten neu geregelt. Inzwischen gibt es nicht nur Selbsthilfegruppen für Raucher, die gemeinsam aufhören, sondern – nicht verordnet, sondern freiwillig – auch den rauchfreien Preisskat oder den glimmstengellosen Guinness-Abend in irischen Kneipen. Und Schauspieler wie Heinz Rennhack („Trotzki“) weigern sich, den Kettenraucher zu mimen.

Selbst in Osteuropa, der letzten Oase für Kippe und Krebs, geht's ans Eingemachte. In Tschechien ist das Rauchen bei Tagungen oder in Schulen und Krankenhäusern strikt verboten. Am Arbeitsplatz darf nur geraucht werden, wenn alle einverstanden sind. Zigarettenautomaten wurden abgeschafft, in Kneipen werden Abhängige separiert.

Österreich hat seinen Nichtraucherschutz schon geregelt – mit halbseidenen Bestimmungen. So darf zwar weiter für Kippen geworben werden, aber nicht in Sichtweite der Schulen. Rauchverbote gelten in Amtsgebäu-

den, Schulen,

Hochschulen,

Hospitälern,

und im öffent-

lichen Ver-

kehr. Der

Arbeitsplatz

und Kneipen

bleiben ausgeklammert. Auch in der Touristik werden die Zigaretten immer öfter ausgedrückt. Hotels mit Nichtraucherzimmern werden genauso angeboten wie rauchfreie Kabinen bei Schiffsreisen. Nichtraucherflüge sind schon beinahe normal. Manche Veranstalter werben mit Ferien „in rauchfreier Umgebung“.

Als „Nichtraucherparadies“ feiern die deutschen Initiativen nach wie vor die USA. In Kalifornien wurde jetzt für eine regelmäßige Belüftung der Raucherlungen gesorgt. Seit 1. Januar steht die Zigarette in den Bars auf dem Index, Raucher müssen auf die Straße. Besonders gemein: Dorthin dürfen sie ihr Getränk nicht mitnehmen, weil auch das Trinken auf offener Straße verboten ist. In den Restaurants wird das Rauchverbot unterschiedlich gehandhabt. Die Kellnerin im glamourösen „Colonial“ von Los Angeles belehrt zwar die Gäste und weist auf das Rauchverbot hin, holt danach aber anstandslos den Aschenbecher. In den ersten zwei Wochen des Jahres hat die Gemeinde 104 Bußgeldbescheide wegen Rauchvergehen an die Bars verschickt.

In Frankreich dagegen ist der Nichtraucherschutz zum Papiertiger verkommen. In den Restaurants und Cafés wird gepafft wie immer. Selbst die Staatsbahn SNCF mußte 10.000 Franc Strafe zahlen, weil sie die Bestimmungen nicht ordentlich bekanntgemacht hat. Seitdem plärren pausenlos die Lautsprecher, während den Bahnangestellten die Kippe im Mundwinkel hängt. Manfred Kriener

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