Volkshochschule auf dem Prüfstand
: Suche nach neuem Kurs

■ Die VHS soll selbstständiger werden. Noch tagen Gutachter. Die Beschäftigten sind grundsätzlich einveerstanden.

Am 19. Februar wird eine hochkarätige Gutachterkomission in Bremen eintreffen und Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) eine Expertise überreichen: die „Einschätzung der inhaltlichen Potentiale und der Qualität“von Bremens Kultur. So lautete der Auftrag, der der internationalen Komission von Frau Kahrs im Januar mitgegeben wurde.

Vier Tage wird sich die Bildungbehörde dann Zeit nehmen, um die Vorschläge für eine „zukünftige Kulturentwicklung“zu verdauen – dann wird man 23. Februar damit an die Öffentlichkeit treten. Die fast tausend MitarbeiterInnen der Bremer Volkshochschule(VHS) werden vor allem die Ohren zum Lauschangriff spitzen, wenn Bernd Meyer, Kulturreferent des Deutschen Städtetages und VHS-Fachmann, spricht. Vielleicht, so die Hoffnung, spricht da mal einer von Inhalten: Wofür ein kommunaler Bildungsträger eigentlich nütze ist? Und: für welche Bildung ein paar Steuermillionen.

„Für Migrantenprogramme, für das Erlernen von Kreativtechniken, für Weiterbildung im EDV-Bereich“, sagt Carmen Emigholz, bildungpolitische Sprecherin der SPD in der Bürgerschaft und mit Power an der VHS-Sache. Nicht, daß sie sich auf diese Beispiele festnageln lassen will. Aber immerhin: drei Vorschläge, bevor man gar nichts zum Thema „Zielvereinbarungen“sagt. Dies nämlich wirft Carmen Emigholz der Bildungsbehörde vor. In Person: Narziss Goebbel. Ein Organisationsstratege, McKinseyaner. Die Kultur muß sich aus der Umarmung der Kommune lösen und zu städtischen Eigenbetrieben mutieren, sagt der. In der VHS ist man einverstanden.

Rund 10 Millionen Mark standen dem größten unter Bremens 17 Weiterbildungsträgern 1997 zur Verfügung. Knapp die Hälfte davon Eigen-Einnahmen. Dieses Geld aus den Haushaltstöpfen zu lösen und als Budget selbstzuverwalten: „Wir hätten nichts dagegen“, sagt Horst Rippien, der VHS-Chef. Die Beweglichkeit wäre größer. Zur Profilbildung in den einzelnen Stadtteilen. Zum Beispiel für Jugend-Bildungsangebote in Tenever.

Verständnislos reagieren die Mitarbeitern der VHS auf den Plan von Goebbel, sie mit Stadtbibliothek und Musikschule in einem gemeinsamen Eigenbetrieb „Kulturelle Bildung“zu verstricken. Wegen der möglichen Synergie-Effekte. „Synergieeffekte“, hält VHS-Leiter Rippien dagegen, „erreichen wir, wenn wir mit der Stadtbibliothek in ein Haus kommen“. Von einer gemeinsamen Rezeption bis hin zum Selbstlernzentrum könne er sich manche Zusammenarbeit vorstellen. Warum dann noch eine zusätzliche Steuerungseinheit? Der Vorteil eines städtischen Eigenbetriebs sei doch gerade der kürzere Weg zur Politik: „Daß ich endlich mit der Kulturdeputation endlich direkt über allgemeine Zielvereinbarungen diskutieren kann.“Die Politik solle nur klar sagen, was sie eigentlich von ihrer Bildungseinrichtung wolle – und dieser dann die Umsetzung überlassen.

„Mit dem Eigenbetrieb können wir leben“, sagt auch die VHS-Personalratsvorsitzende Ulla Vogt, „aber erst muß die finanzielle Ausstattung geklärt werden.“Die Angst ist groß, daß Senatorin Kahrs ihren nachgeordneten Dienst ohne das nötige Taschengeld in die Freiheit entläßt. Nein. Erst die Kursleiter-Honorare erhöhen, die seit Jahren bei 30 Mark liegen!

„Noch sind wir in der Prüfungsphase“, bleibt Narziss Goebbel bei allen Anfechtungen diplomatisch. Bis zum 31. März hat er Zeit. Dann will seine Senatorin Bremens künftiges kulturelles Grundmuster beschließen. F. v. Klinggräff