: Modelle ökologischen Bauens
■ Das Öko-Zentrum NRW berät und hilft bei der Planung ökologischer Bauvorhaben. Durch neue Messen und Kongresse will man die wirtschaftliche Existenz des Modellprojekts sichern
Ökologisches Bauen ist längst nicht mehr nur Sache von Pionieren, aber auch noch keine Normalität. Vielen ist noch nicht einmal klar, was ökologisches Bauen in ganzer Konsequenz überhaupt bedeutet. Das Öko-Zentrum Nordrhein-Westfalen in Hamm ist einer von mehreren Dienstleistern, die Beratung und Planungshilfen für ökologische Bauvorhaben anbieten. Ende der 80er Jahre auf dem Gelände der stillgelegten Zeche Sachsen zunächst als landschaftsökologischer Gewerbepark geplant, ist es heute ein Gewerbezentrum, in dem die Arbeit privater Unternehmen und öffentliche Dienstleistungen ineinander greifen. Diese Besonderheit machten das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Modellprojekt europaweit bekannt. Angesichts leerer öffentlicher Kassen ist allerdings absehbar, daß die Subventionen mittelfristig versiegen werden und schwarze Zahlen an ihre Stelle treten müssen, die dann selbst zu erwirtschaften sind.
Um diese Abnabelung zu meistern, will das Öko-Zentrum zumindest in Nordrhein-Westfalen die Nummer eins in Sachen ökologischen Bauens und Sanierens werden. „Auch Dienstleistungen müssen sich nach der Nachfrage richten, wenn es sich rechnen soll“, lautet das Credo des Volkswirtschaftlers Manfred Rauschen, seit November 1997 Geschäftsführer des Zentrums.
Während das Öko-Zentrum NRW bislang eher „die Berater der Berater beraten hat“, will man jetzt das Marktgeschehen direkt beeinflussen. So entsteht zur Zeit im Hammer Stadtteil Heessen unter seiner Federführung eine ökologische Siedlung mit 40 Wohneinheiten. Von der Beratungs- und Planungskompetenz der Bauökologen sollen künftig mehr die unmittelbar an Bauvorhaben Beteiligten profitieren. Denn nur wenige Planer und Bauunternehmen, stellen die Fachleute des Öko- Zentrums immer wieder fest, kennen sich mit den komplexen Zusammenhängen des ökologischen Bauens aus: Die wenigsten seien in der Lage, die Auswirkungen ihrer Arbeit zu quantifizieren und den gewünschten Erfolg sicherzustellen.
Märkte der Zukunft will sich das Öko-Zentrum NRW auch durch neue Messen und Kongresse erschließen. Neben der Innobau und der Renergie sollen in Zukunft Messen für Bauwerkerhaltung und Denkmalpflege, zum ökologischen Tourismus und für den Krankenhaus- und Pflegeheimbereich veranstaltet werden. Hier werden Energieversorgung und Contracting im Vordergrund stehen.
Marktorientierung heißt aber auch, potente Investoren auf das ehemalige Zechengelände zu holen. Neben Unternehmen wie der Landesbausparkasse, deren umweltgerechtes Mehrwerthaus auf der Musterhausfläche zu besichtigen ist, eröffnet im Sommer 1998 der Baumarktriese Obi im Gewerbepark eine Filiale – angeboten werden neben konventionellen Produkten auch ökologische. Ob die Ökologie auf lange Sicht zum Zuge kommt oder auf der Strecke bleibt, soll das Kaufverhalten der Kunden zeigen. „In 10 Jahren wird niemand mehr von ökologischem Bauen reden, weil es Standard sein wird“, lautet die optimistische Vision im Öko-Zentrum NRW. Die Politik soll dem Markt auf die Sprünge helfen und entsprechende Standards setzen. Sibylle Heusel
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