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Offener Machtkampf in Paraguay

Die Auseinandersetzung zwischen Präsident Carlos Wasmosy und seinem Rivalen Lino Oviedo gerät zur politischen Krise. Der populäre Oviedo will im Mai die Präsidentschaftswahlen gewinnen – jetzt aber sitzt er im Knast  ■ Von Ingo Malcher

Buenos Aires (taz) – Paraguays Präsident Carlos Wasmosy hat eine für die übernächste Woche geplante Spanienreise abgesagt – die politische Krise im Land läßt ihn nicht weg, insbesondere die Auseinandersetzung mit seinem schärfsten Rivalen, dem populären Exgeneral Lino Oviedo. Der will bei den geplanen Wahlen am 10. Mai unbedingt Wasmosys Nachfolger werden, und seine Chancen hierfür stehen nicht einmal schlecht.

Denn die regierende Colorado- Partei, der auch der Präsident angehört, hat Oviedo auf ihrem vergangenen Parteitag zum Präsidentschaftskandidaten gekürt – gegen den erbitterten Widerstand Wasmosys natürlich.

Jetzt läßt Wasmosy seinerseits keine Gelegenheit aus, Oviedo eins auszuwischen. Vor drei Wochen Woche erreichte er, daß sein Rivale auf „unbestimmte Dauer“ unter Arrest gestellt wurde. Noch einmal soll er sich für die Geschehnisse während seines – gescheiterten und von Oviedo stets bestrittenen – Putschversuches im April 1996 verantworten. Und am Mittwoch entschied ein Gericht in Asunción, den Arrest in Gefängnis umzuwandeln. Oviedo wird unter anderem „Anstiftung zum Aufruhr“ vorgeworfen. Im schlimmsten Falle blühen dem populistischen General 25 Jahre Gefängnis.

Aber je mehr sich Präsident Wasmosy gegen Oviedo ins Zeug legt, desto mehr droht sein Engagement zum Bumerang zu werden. Nachdem er jetzt erreicht hatte, daß Oviedo für unbestimmte Zeit aus dem Verkehr gezogen wird, versammelten sich knapp 30.000 Menschen in Caacupe, dem Geburtsort Oviedos, gut 50 Kilometer östlich der Hauptstadt Asunción, um für seine Freilassung zu demonstrieren.

Oviedo hat vor allem die armen Klassen der Bevölkerung auf seine Seite gezogen. Bei der Kundgebung in Caacupe waren fast nur Arbeiter und Bauern auf der Straße, die auf Transparenten mehr Land und wirtschaftliche Unterstützung forderten.

Das Wirtschaftswachstum in Paraguay hat sich im vergangenen Jahr erheblich verlangsamt. Statt der erwarteten vier Prozent Zuwachs errechnete die Zentralbank lediglich ein Plus von 2,5 Prozent. In der Landwirtschaft wird die Kluft zwischen Plan und Planerfüllung besonders deutlich. Anstatt der erhofften zehn Prozent, wuchs der Agrarsektor nur um 4,5 und im Industriesektor ist mit lediglich 0,4 Prozent Wachstum fast ein Stillstand zu verzeichnen. Oviedo hat zwar noch weniger Konzepte als Wasmosy, aber er reißt den Mund weiter auf: Er will dem Verbrechen dem Garaus machen und die Korruption bekämpfen, und wenn es dafür nötig sei, diktatorisch vorzugehen oder die Todesstrafe wieder einzuführen, dann wird er das tun.

Wenn er erregt ist, schreit der General, der 1989 mit von der Partie war, als der Diktator Alfredo Stroessner gestürzt wurde, seine Reden in einer Mischung aus Spanisch, Deutsch und Guarani zusammen. Ganz anders der Bauingenier Wasmosy. Er redet seelenruhig langweiliges Zeug und kommt damit vor allem bei Mittelstand und Oberschicht an.

Immer wieder denken Regierungsmitglieder laut darüber nach, die Wahlen zu verschieben, um Oviedo auszubremsen. Bleibt er im Gefängnis, ist das nicht nötig: Dann ist er eh aus dem Rennen.

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