: In Panama gibt es für US-Soldaten viel zu tun
■ Bekämpfung des Drogenhandels, nebenbei Militärpräsenz in einer unruhegeplagten Region: Auch nach Ende des Panamakanal-Abkommens 1999 bleiben die USA in der Kanalzone stationiert
San Salvador (taz) – Eigentlich sollte der letzte US-Soldat am 31.Dezember 1999 Panama verlassen haben. So wurde es 1977 vertraglich vereinbart. Doch Ende Dezember 1997 stimmte Panamas Regierung unter Ernesto Perez Balladares einer ersten Ausnahme zu: Im ehemaligen Militärstützpunkt Howard, an der Pazifikseite des Kanals gelegen, dürfen die USA vom Jahr 2000 an ein sogenanntes „Multilaterales Antidrogenzentrum“ betreiben. Ein paar US-Soldaten werden bleiben.
Wie viele der voraussichtlich 2.500 Beschäftigten dieses Zentrums Militärangehörige sein werden, ist streng geheim. Denn die Anwesenheit von US-Soldaten hat in Panama seit der Invasion von 1989 einen unangenehmen Beigeschmack. Das Zentrum sei auch gar keine Einrichtung der Armee, versichert die US-Botschaft in Panama-Stadt. Es handle sich vielmehr „um eine zivile Einrichtung mit militärischer Komponente“.
Die USA wollen von Howard aus den mittelamerikanischen Drogenverkehr kontrollieren. Parallel dazu laufen in fast allen zentralamerikanischen Ländern Anträge auf die Zulassung von US- Patrouillen. Man will die Rauschgifthändler nicht nur aufspüren, sondern auch verfolgen dürfen.
Nicht nur das US-Militär, auch die Armeen von Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua führen als Grund ihrer Existenz neuerdings den Krieg gegen die Kartelle ins Feld. Und tatsächlich nimmt der Drogenhandel in allen Ländern Zentralamerikas dramatisch zu.
Allein im vergangenen Jahr wurden zwischen Panama und Guatemala nach Angaben der jeweiligen Sicherheitsministerien 29 Tonnen Kokain beschlagnahmt — nach vorsichtigen Schätzungen nicht einmal zehn Prozent der Menge, die durch diese Länder geschleust wurde oder noch immer in ihnen lagert. „Wir werden zwischen den Produzenten und den Konsumenten zerrieben“, sagt die costaricanische Sicherheitsministerin Laura Chinchilla.
Die zentralamerikanische Landbrücke ist nämlich längst viel mehr als nur ein Handelsweg zwischen den Kokainproduzenten in Kolumbien und den Konsumenten in den USA. Eine von einer internationalen Journalistengruppe erarbeitete Studie spricht davon, daß mexikanische Kartelle nach Guatemala drängen. Dort sei inzwischen ein riesiger Kokainspeicher entstanden. Die vom holländischen „Transnational Institute“ finanzierte Arbeit weist den verschiedenen zentralamerikanischen Ländern verschiedene Funktionen zu: Guatemala, Honduras und Nicaragua seien Standorte für geheime Labore. Die reicheren Länder Costa Rica und Panama würden für die Wäsche von Drogen- dollars genutzt. El Salvador sei ein logistisches Zentrum mit mindestens 22 geheimen Landepisten im Osten. Die salvadorianische Armee betreibt ganz in der Nähe dieser Pisten eine große Garnison. Doch der nächtliche Flugverkehr findet ohne militärische Belästigung statt.
Den US-Soldaten an den Radaren von Howard soll Beteiligung am Drogengeschäft nicht unterstellt werden. Doch der Grund ihres Bleibens dürfte nicht nur im Drogenhandel begründet sein. Das Beispiel Mexiko belegt, daß die Hilfe im Kampf gegen die Kartelle schnell in eine Antiaufstandsstrategie umschlagen kann.
„Während des Aufstandes von 1994 in Chiapas wurden von den Vereinigten Staaten zur Verfügung gestellte Hubschrauber dazu benutzt, Truppen in die Konflikt- zonen zu verlegen“, heißt es dazu sogar in einem Bericht des US- Rechnungshofes über die US- Hilfe zur Drogenbekämpfung in Mexiko. „Dies ist eine Verletzung des Lieferabkommens.“ Im Sommer 1996, als Kommandos des „Revolutionären Volksheers“ (EPR) in mehreren mexikanischen Bundesstaaten Polizei- und Militäreinrichtungen angegriffen hatten, wurde der damalige US-Botschafter James Jones noch deutlicher. „Die Vereinigten Staaten haben große Erfahrung im Aufspüren rechter Milizen“, sagte er. „Dies kann für Mexiko sehr nützlich sein.“ Toni Keppeler
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