Interview: Sparer müssen zahlen
■ Umweltsenator: Verträge aus vor-grünen Zeiten führen zu Müllimporten
taz: Wie stark läßt sich die Müllmenge aus Hamburger Haushalten durch eine Änderung der Abfallgebühren reduzieren?
Alexander Porschke: Das ist noch völlig offen. Es geht zunächst darum, mit einer Änderung der Gebührenordnung Anreize zur Müllvermeidung zu schaffen. Die einzelnen Maßnahmen stehen noch nicht fest.
Mit welchen Einsparungen rechnen sie bei den Entsorgungskosten?
Das Problem ist, daß zum Beispiel mit der Einführung kleinerer Abfalltonnen kein großer Kostenvorteil bei der Stadtreinigung zu erzielen ist, da sie weiterhin jede Woche die Haushalte anfahren muß. Ein Kompromiß wäre, daß der Müll seltener abgeholt wird. Dadurch lassen sich die Kosten stärker reduzieren – was dann an den Gebührenzahler weitergegeben werden kann. Wer Müll vermeidet, soll Geld sparen.
Womit wird das Loch gestopft, das durch Abfallvermeidung in den Müllöfen entsteht?
Mit der Fertigstellung der Anlage „Rugenberger Damm“werden wir Überkapazitäten haben. Die müssen finanziert werden.
Wer muß was finanzieren?
Es sind mit den Anlagenbetreibern Verträge abgeschlossen worden als die Grünen noch nicht an der Regierung beteiligt waren. Die Stadt muß demnach die Verluste tragen, die den Betreibern entstehen, wenn die Anlagen nicht ausgelastet sind. Das widerspricht natürlich allen Bemühungen um Müllvermeidung. Darauf haben wir Grünen immer hingewiesen. Wir versuchen aus diesen Verträgen heraus zu kommen, aber es sieht nicht gut aus.
Wird Hamburg Müll importieren, um die eingesparten Abfallmengen auszugleichen?
Wenn die Transportwege nicht zu weit sind und wenn die Hamburger Überkapazitäten genutzt werden können, um anderswo eine Müllverbrennungsanlage zu vermeiden, dann werden wir diesen Weg gehen.
Fragen: Achim Fischer
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