: Bitter- gegen Hollerland-Trasse
■ Streit um Stadtplanung: SPD blockt Georg-Bitter-Trasse, wenn CDU die Linie 4 durch die Idee einer „Hollerland-Trasse“blockt
„Wir haben ein Junktim hergestellt: Wenn der Bau der Linie 4 nicht vorangetrieben wird, dann erstmal der der Georg-Bitter-Trasse auch nicht“, sagt Waltraud Hammerström, Bürgerschaftsabgeordnete und Bau-Deputierte der SPD. Am Donnerstag sollte eigentlich über die Planaufstellung der Bitter-Trasse in der Baudeputation entschieden werden. Das wird aber voraussichtlich nicht passieren. „Was die können, können wir auch“, sagt Karin Röpke, Mitarbeiterin des SPD-Fraktionsvorsitzenden, ganz direkt: Druck ausüben.
So schlicht kann Politik sein: Die SPD ist seit Jahren gegen die Bitter-Trasse, mit der der Verkehr von der Erdbeerbrücke direkt nach Hastedt hineingeleitet werden soll. Die CDU war im Wahlkampf strikt gegen die Straßenbahn-Linie 4. In der Koalitionsvereinbarung stehen beide Projekte drin, aber um den Vollzug wird immer wieder neu gerungen.
Die CDU hat nämlich die weitere Planung der Linie 4, die die Straße „Langer Jammer“verengen würde, davon abhängig gemacht, daß eine Entlastungsstraße für den Individualverkehr geplant werden kann. Die würde quer durch das Naturschutzgebiet Hollerland gehen. Aber das Hollerland ist für die SPD tabu. Naturschützer haben zudem angekündigt, daß sie eine Aufhebung des Natur- und Vogelschutzes für diese Straße vor Gericht anfechten werden – nicht ohne Aussicht auf Erfolg: In Schleswig-Holstein hat gerade das Oberlandesgericht Straßenpläne durch ein Naturschutzgebiet untersagt.
Durch das Junktim mit der Georg-Bitter-Trasse will die SPD nun erreichen, daß weitere Gutachten und Vorbereitungen für die Planung einer Hollerland-Trasse unterbleiben. Der Fraktionsvorsitzende Christian Weber, auch als alter Gegner der Bitter-Trasse bekannt, hat diese politische Bedingung in einem Brief an den Bausenator unterstrichen.
Bisher beißt die SPD allerdings bei den CDU-Baupolitikern auf Granit. „Wir lehnen es strikt ab, da überhaupt eine Verbindung herzustellen“, sagt der baupolitische Sprecher der CDU, Helmut Pflugradt. Was am Donnerstag in der Bau-Deputationssitzung passieren wird, ist für Pflugradt vollkommen offen: „Wir sind gespannt, wie sich die SPD zu der Georg-Bitter-Trasse verhalten wird.“„Wenn der Bausenator nicht die Planfestellung für den 2. Bauabschnitt der Linie 4 sofort einleitet, steht die Bitter-Trasse nicht auf der Tagesordnung“, erklärt Karin Röpke, „das wird dann wohl erst der nächste Koalitionsausschuß auflösen können.“
Die Anwohner der Georg-Bitter-Trasse in Hastedt sehen dem Ergebnis dieser Auseinandersetzung mit Bangen entgegen. „Es geht nicht an, die Bürger Bremens gegeneinander auszuspielen“, schreibt Anwohner Christian Wirth in einem Protestbrief gegen den „Kuhhandel“an die Stadtplanungs-Politiker. „Wir werden uns mit Macht dagegen wehren, daß unser Stadtteil zerstört wird.“Nach Auffassung der Anwohner würde die Straße nur dazu führen, daß der Verkehr sich weiter Richtung Innenstadt oder auf der Kirchbachstraße staut.
Die Anwohner können derzeit aber nur darauf hoffen, daß die CDU hart bleibt und das „Junktim“mit der Linie 4/Hollerland-Trasse ablehnt. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen