Poesie des Alltags

■ Theresa Connellys poetischer Debütfilm „Polish Wedding“ über Einwanderer in Detroit

Mit den kleinen und großen Fluchten aus dem Alltag ist es nicht so leicht. Jadzia merkt das, als sie nach getaner Arbeit auf dem Sofa ihres Liebhabers sitzt und der sie nach Paris einlädt. „Paris, was soll ich da?“ fragt sie, konstatiert, daß sie nur eine kleine Putzfrau mit einer großen Familie sei, dies allein aber reiche, um stolz und zufrieden bei ihren Leisten zu bleiben.

Jadzia (Leon Olin) ist die smart- toughe Vorsteherin der polnischen Einwandererfamilie Pszoniak, deren Wohl und Wehe Theresa Connellys Debütfilm „Polish Wedding“ verhandelt. Der Schauplatz: Hamtrack, ein Einwandererviertel in Detroit, wo trotz der Working- class-Sozialisation der Pszoniaks von Stahlwerken und Autoindustrie nichts zu sehen ist. Das Leben hier, wir befinden uns in den fünfziger Jahren, wird bestimmt von Liebeleien und eingelegten Gurken, von der Sorge um kleine Häuschen und Vorgärten und natürlich von der katholischen Kirche. Mit dieser kommt Lenas fünfzehnjährige Tochter Hala (Claire Danes) in Konflikt: Sie soll die alljährliche Prozession durch die Gemeinde anführen, als Jungfrau versteht sich, die sie nicht mehr ist, denn Hala ist schwanger. Bei aller Gottesgläubigkeit ist das für Jadzia und ihren Mann Bolek (Gabriel Byrne), kein Grund, der Tochter nicht beizustehen. Und ehe man sich's versieht wird für Hala mit Heirat und Kind noch alles gut. Wo sonst alles so beschwerlich ist, dient die Familie als Rettungsanker, und dieser Familienzusammenhalt wird in „Polish Wedding“ gern und auffällig beschworen.

Das kommt so nett und handzahm rüber, ist so ungezwungen und anrührend komisch, daß man der Regisseurin glaubt, wenn sie meint, auch in den alltäglichsten Momenten würden „eine Menge Schönheit und Poesie“ schlummern. Gerrit Bartels

Forum: heute, 19 Uhr, Royal-Filmpalast; 13.2., 13 Uhr, Atelier am Zoo; 14.2., 17 Uhr, International