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Umsonst beim Film Von Barbara Häusler

Detlef Buck dreht wieder einen Film. „Liebe deinen Nächsten“, wieder mit Heike Makatsch. Na und? Gar nichts na und. Mich erinnert das an seinen letzten Film „Männerpension“. Und der erinnert mich daran, daß Herr Buck mir noch Geld schuldet.

Im Sommer 1995 suchte Herr Buck nämlich Statisten für eine ganz bestimmte Szene. Ein taz- Kollege, der irgendwen aus der Crew kannte, betätigte sich als Caster. Und weil ich Herrn Buck so mochte und noch nie beim Film war und weil der taz-Kollege schwor, daß ich nichts sagen müßte, sagte ich ja. 100 Mark sollte es auch geben.

In fraglicher Szene ging es um eine Pressekonferenz, auf der ein Gefängnisdirektor – gespielt von dem bekannten Theatertalent Leander H. – sein Resozialisierungskonzept erläutert: zwei mittelschwere Jungs (Detlef Buck und Til Schweiger) in die Betreuung robuster Bewährungsdamen zu entlassen. Pressekonferenz, dachte ich, kann ich. Da muß man interessiert gucken und so tun, als ob man sich Notizen macht. Von den zehn Statisten sollte nur einer was sagen. Der machte das auch sehr gut, und alles wäre ganz schnell gegangen, da fiel Herrn Buck ein, daß eigentlich auch noch eine Frau was sagen müßte. So eine Art feministisch- empörter Einwand gegen Leander H. Der Satz war schnell erfunden und lautete: „Ist das nicht sehr gefährlich für die Frauen?“ – die Bewährungsdamen nämlich. Herr Buck ließ nun eine der Statistinnen den Satz mehrmals aufsagen, und ich dachte noch: wie talentlos!, da sagte Herr Buck auch schon, nein, so nicht, und wer ich denn sei, aha!, jetzt solle ich das mal probieren. Und ein ungeheurer Spielwille erfaßte mich, und als langjährige Beobachterin feministischer Empörungen aller Art fragte ich Leander H. anklagend: „Ist das nicht sehr gefährlich für die Frauen?“

Herr Buck fand's gut. Deshalb wurde ich in die Maske geschickt, wo man mir den ersten Lidschatten seit 20 Jahren sowie apricotfarbenen Lippenstift verpaßte. Wieder zurück, hatte Herr Buck inzwischen meinen Text geändert. Jetzt sollte ich plötzlich vor meinem Feministinnen-Satz ein aufmerkendes „taz!“ plazieren. Ich sagte, das ist Quatsch, weil sich auf einer Pressekonferenz nur ganz blöde Journalisten so peinlich gebärden. Daraufhin sagte Leander H. so etwas wie „Wenn sich Schauspieler doch nur einmal an Regieanweisungen halten wollten“. Und da ich nicht unprofessionell erscheinen wollte, habe ich mich natürlich an die Regieanweisungen gehalten, das „taz!“ aber so unglaubwürdig gerufen, daß Herr Buck es mir nach acht oder neun Versuchen wieder erließ.

Dann wurde gedreht, richtig mit Schnitt und Gegenschnitt, und Leander H. blieb wirklich sehr nett, haben wir die Szene doch gut 17mal wiederholen müssen; allein sechsmal, weil ich meinen Text vergessen hatte. Jedenfalls habe ich noch nie im Leben einen Satz so oft gesagt wie „Ist das nicht sehr gefährlich für die Frauen?“. Irgendwann war Herr Buck dann zufrieden, weswegen ich sämtliche Eltern und Bekannte in „Männerpension“ hetzte, weil ich da ziemlich am Anfang auch vorkäme.

Kam ich nicht. Sie haben mich rausgeschnitten, sicher wegen des apricotfarbenen Lippenstifts. Huhu, Herr Bu-hu-ck! Kann ich zum Trost wenigstens doch noch meine Statistengage haben?

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