■ Olympias Sieger: Das Talent, das nur noch normal sein will: Kirstin Holum (tritt ab mit 17)
Süße 17 Jahre alt ist Kirstin Holum und steht am Beginn einer großen Karriere. Sollte man meinen. Gestern, bei ihrem ersten olympischen Auftritt, durfte die Eisschnelläuferin aus Milwaukee gleich neben der Medaillensammlerin Gunda Niemann in die Spur gehen und belegte über 3.000 Meter einen respektablen 6. Platz. In vier Jahren in Salt Lake City sollte die große US-Hoffnung alt genug sein, Medaillen zu gewinnen.
Dummerweise hat Holum da ganz andere Vorstellungen. „Ich will einfach nur normal sein“, hat sie schon vor Nagano verlauten lassen und die Konsequenzen gezogen: Ihre ersten werden auch ihre letzten Olympischen Spiele sein.
„Dumme kleine Dinge wie Parties“: Holum Foto: Archiv
Sie beendet ihre Karriere, bevor die richtig angefangen hat. Der Sport ist „sehr anstrengend, ich vermisse viele dumme kleine Dinge wie Parties und länger als bis neun Uhr abends auszugehen“.
Ihre Mutter Dianne gewann als Eissprinterin 1968 und 1972 vier olympische Medaillen, darunter das erste Gold der USA im Eisschnellauf überhaupt. Später arbeitete sie als Trainerin. Als sie Eric Heiden 1980 zu fünf Goldmedaillen coachte, war sie gerade im vierten Monat mit Kirstin. Wie eine erfolgreiche Sportkarriere abläuft, konnte Kirstin also aus nächster Nähe verfolgen. Und hat ihre Schlüsse gezogen: „Ich sehe mir die Leute an, die lange in diesem Sport waren, und ich weiß, ich will nicht so werden.“
Die jüngste US-Meisterin aller Zeiten und Landesrekordhalterin über 3.000 und 5.000 Meter gibt Eisschnellaufen als Hobby an. Nun kann sie sich ihrer ersten Leidenschaft widmen, dem Malen. „Ich weiß nicht mal, wie es ist, ein normales Leben zu führen“, hat Holum gesagt, „sich nicht darum zu sorgen, was man ißt oder wann man ins Bett geht.“ Die Probleme wird sie nach den 5.000 Metern am kommenden Freitag nicht mehr haben. Andererseits: „Im Moment ist mein Rücktritt endgültig, aber man kann nie wissen...“ to
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