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Entsetzt über neue Ocean-Park-Pläne

■ Reaktion auf die neuen Pläne für Space- und Ocean-Park / Köllmann: Ende März ist Deadline

„Ich kann das nicht glauben“, sagt der Geschäftsführer des Bremerhavener Einzelhandelsverbandes, Tasso Weber. „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich das in der Zeitung gelesen habe": Jeweils 25-30.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sollen auf dem Gelände des geplanten Ocean- und Space-Parks entstehen. (vgl. taz 13.2.) „Das ist soviel wie drei Karstadt-Häuser“, vergleicht der Einzelhandels-Mann die Größenordnungen und murmelt etwas von „völliger Schwachsinn“. Ganz klar: Eine derartige Konkurrenz in unmittelbarer Nähe zur Bremerhavener City „kann der Einzelhandel in der Stadt nicht verkraften“.

Weber erinnert daran, daß Stadt, Land und Einzelhändler in Bremerhaven auf der Grundlage eines Gutachtens sich auf eine behutsame Fortentwicklung der Einzelhandelsflächen verständigt hatten. Auch dazu paßt ein „Ocean-Park“als Einzelhandels-Park nicht. Bisher war der Einzelhandelsverband von 5-700 Quadratmetern für Andenken-Läden und direkt Ocean-Park bezogene Geschäfte ausgegangen. „Auch meine Partei“, sagt das Bremerhavener CDU-Parteimitglied Weber, habe von der neuen Dimension der Köllmann-Planungen keine Kenntnis.

Der Geschäftsführer der Bremer Handelskammer, Uwe Nullmeyer, äußerte sich gestern bremisch zurückhaltend, aber vom Tenor ähnlich zum Space-Park: „In keinem Fall darf es einen Weser-Park II an dieser Stelle geben.“Die Handelskammer wolle sich aus erster Hand informieren lassen und dann werde es eine förmliche Stellungnahme geben.

Auch beim Ortsamt West hat man aus der Zeitung von der neuen Planung für den Space-Park erfahren. Das Ortsamt hat einen Sitz in der sog. „Lenkungsgruppe“für die Space-Park-Planungen, dort war aber von einer Verzehnfachung der Einzelhandelsflächen im Space-Park-Konzept bisher mit keinem Wort die Rede. Der stellvertretende Ortsamtsleiter Hans-Peter Mester kann sich „allenfalls im Eingangsbereich“des Space-Park und „eher dekorativ“Geschäfte vorstellen, alles andere werfe die Frage auf: „Wie überlebt der Einzelhandel im Stadtteil?“

In einem Offenen Brief hat der Bremerhavener Oberbürgermeister Manfred Richter der Verschiebung der Entscheidung über die beiden Park-Projekte auf den Juli positive Seiten abgewonnen. Die Zeit könne genutzt werden, da es „Nachholbedarf“gebe: „Wir brauchen eine stärkere Berücksichtigung der lokalen Identität Bremerhavens.“Damit geht der Oberbürgermeister vorsichtig auf die immer wieder geäußerte Kritik ein, daß die bisherige Ocean-Park-Planung ein Fremdkörper in der Stadt wäre.

Es ist allerdings offen, ob die Projektentwickler von der Köllmann-Gruppe auf solche „Nachhol“-Bedürfnisse im jetzigen Stadium noch eingehen können und wollen. Während Bremens Wirtschaftssenator Josef Hattig der Köllmann-Gruppe einen Termin bis zum Sommer dieses Jahres gesetzt hat, die für den vergangenen Herbst zugesagt Finanzierungs- und Betreiberfragen zu lösen, hat Köllmann selbst bei einem NDR-Gesprächstermin am Mittwoch ganz andere Zeitpläne dargestellt. Für die Köllmann-Gruppe, so erklärte er, sei der 31. März das Deadline-Datum, und das sei unabhängig von Terminen des Senats.

Erklären läßt sich das Datum nur dadurch, daß die Optionsverträge mit möglichen Betreibern und Investoren, die Köllmann bisher ausgehandelt hat, auf das erste Quartal 1998 befristet sind. K.W.

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