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Besser leben durch Biotech

Die EU-Minister beschlossen, industrienahe Forschung stärker zu fördern. Deutschland erreichte eine Verdoppelung des Geldsegens für die Luft- und Raumfahrt  ■ Aus Brüssel Alois Berger

Die EU soll künftig mehr Lebensqualität fördern – oder das, was die Forschungsminister dafür halten. Denn unter diesem Titel wird Brüssel in den nächsten Jahren fast sechs Milliarden Mark in die Forschungsförderung für Biotechnologie stecken. Das haben die 15 Forschungsminister der EU- Regierungen in der Nacht zum Freitag in Brüssel beschlossen.

Von 1999 bis zum Jahr 2003 sollen insgesamt 27,5 Milliarden Mark aus dem EU-Haushalt in die Unterstützung der Forschung fließen, das sind rund sechs Prozent mehr als bisher. Die EU-Forschungskommissarin Edith Cresson, die deutlich mehr erwartet hatte, sprach gestern von einem „schwarzen Donnerstag“ für die Forschung. Auch das Europäische Parlament hatte mindestens 33 Milliarden Mark gefordert. Doch die meisten Regierungen, allen voran die deutsche und die französische, wollen sparen und nennen das Konzentration der Förderung. Da das Europaparlament bei Haushaltsfragen ein echtes Mitspracherecht hat, wird es die Gesamtsumme voraussichtlich noch etwas anheben.

Vor allem die Bundesregierung drängte in Brüssel darauf, die Förderung stärker als bisher auf marktnahe Forschung auszurichten. Das bedeutet weniger Grundlagenforschung und mehr Geld für das, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stärkt. Für Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers steht dabei die Biotechnologie an erster Stelle. Hier habe die EU in den 80er Jahren den Anschluß verpaßt und müsse gegenüber den USA aufholen. „Wir wollen im Jahr 2000 die Nummer eins sein“, sagte Rüttgers.

Rüttgers erreichte zudem eine Verdoppelung der Zuschüsse für die Luftfahrtforschung auf 1,4 Milliarden Mark. Europa müsse der US-Vorherrschaft beim Flugzeugbau etwas entgegensetzen, so der Forschungsminister. Dabei gehe es nicht um eine direkte Förderung von Airbus. Rüttgers Erläuterungen legten aber nahe, daß er eine indirekte Förderung anstrebt.

Wie das konkret aussieht, ist noch offen. Das 5. Rahmenprogramm setzt nur die Schwerpunkte der EU-Forschungsförderung und gibt den Finanzrahmen vor. Die Vorhaben müssen dann von der EU-Kommission ausgewählt und den Forschungsministern zur Genehmigung vorgelegt werden. Bisher flossen rund 20 Prozent der EU-Forschungsmittel in die Bundesrepublik. Neben Universitäten profitieren davon auch Industriekonzerne. Die neue Ausrichtung der Förderung auf eine Stärkung der Wettbewerbsposition der EU wird voraussichtlich eine Verlagerung der Mittel in Richtung Industrieförderung bedeuten.

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