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■ Die freie Filmemacherin Stefanie Donker sucht Zuschüsse für ihren Kurzfilm über einen Obdachlosen

Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Eigenheim. Zumindest im Film. Zumindest, wenn die Regisseurin Stefanie Donker heißt. Und unter der Voraussetzung, daß demnächst 5.000 Einheiten jenes Zeugs, das bald als „Deutsche Mark“in die Annalen der Weltgeschichte eingehen wird, auf Stefanie Donkers Konto eingehen.

Denn im Augenblick herrscht ebendort vorwiegend Ebbe. Obwohl sie bereits mehrere Anzeigen geschaltet hat, in denen sie um Spenden für ihr Projekt geworben hat. „Es haben daraufhin zwar einige Firmen Interesse signalisiert, doch bisher hat sich noch kein Sponsor gefunden.“Drehen wird die 26jährige, deren Anträge auf Filmförderung alle abgelehnt wurden, ihren Film zur Not jedoch auch auf eigene Kosten. „Der Entschluß steht: Am 6. und 7. April wird der Film auf jeden Fall gemacht.“

Punkt, Punkt, Komma, Strich – und auf dem Boden des Lloydtunnels wird ein Obdachloser (Klaus Lenuweit) an diesen Apriltagen mit Pinsel und weißer Farbe sein neues „ZU HAUSE“– so der Titel des Films – schaffen. Ein intensiver Blick auf ein Plakat der Bausparkasse, das die Vorüberhuschenden mit dem Spruch „Machen Sie ihren Traum vom eigenen Heim wahr!“zu ködern sucht, hat den Obdachlosen zu der Malaktion animiert. Die Grundrißzeichnung hat Folgen. Die Menschen, die zuvor achtlos an dem Mann vorbeihasteten, drücken sich nun voller Respekt an den Wänden des neuen Eigenheimes vorbei. Haste was, dann biste was: Eine durchaus zwiespältige Erfahrung, die der Mann in seinem Tunnel macht.

Klaus Lenuweit ist in Donkers Film der Hauptdarsteller. Und der weiß, was er spielt. Jahrelang lebte der 45jährige selbst auf der Straße, ehe er Laiendarsteller beim Hamburger Obdachlosentheater „Obdach fertig los“wurde. Erst vor wenigen Monaten hat Lenuweit eine „richtige“Wohnung bezogen.

Auch wenn es die Handlung auf den ersten Blick nahelegt: „ZU HAUSE“soll keineswegs dokumentarischen Charakter haben, sondern ein inszenierter Film werden. „Mein Interesse“, sagt Donker, „ist vor allem ein ästhetisches, erst in zweiter Linie ein politisches“. Momentan schreibt sie deshalb das Drehbuch, das allerdings nicht ausufernd voluminös werden wird. „Der Film dauert fünf bis sieben Minuten und wird keine Dialoge enthalten.“Geräusche und Musik sollen der Geschichte daher neben der ungewöhnlichen Kameraperspektive – der ganze Film wird aus der Perspektive des vorwiegend sitzenden Obdachlosen gedreht – den formalen und ästhetischen Rahmen verleihen.

Gedreht wird „ZU HAUSE“auf fünf Filmrollen im 16 mm-Format. Auf die preislich erheblich günstigere und technisch einfacher zu realisierende Alternative, ein Video zu drehen, hat Stefanie Donker bewußt verzichtet. Ich möchte einen richtigen s/w-Film machen, der nachher auch auf Kurzfilmfestivals gezeigt werden kann.“

46.000 Mark hätte sie die Umsetzung dieser Idee eigentlich gekostet, ein Großteil davon wäre auf die Gagen für die SchauspielerInnen und den Kameramann Roland Mayer entfallen. Wäre: Doch die über 20 DarstellerInnen verzichten ebenso wie Mayer auf ihre Bezahlung. Und da Donker zudem da, wo es möglich ist, improvisieren wird – „anstelle eines professionellen, aber teuren Kamerawagens benutzen wir jetzt zum Beispiel einen Rollstuhl“– konnte sie die Produktionskosten auf mickrige 5.000 Mark senken.

„ZU HAUSE“wird Stefanie Donkers dritter eigener Kurzfilm werden. Ihr erster Film, „Herr D. und sein Garten“, eine skurile Führung durch die Gemüsebeete eines Emdener Hobbygärtners, ist bereits mit Erfolg während des letzten „Young Collection“-Kurzfilmabends des Filmbüros gelaufen. „Paare“, eine 17minütige Dokumentation des Verhaltens von vier Paaren, die ohne Auftrag einfach eine Stunde vor einer Kamera Platz nahmen, wurde in Hamburg bei dem Filmfestival „abgezoomt“sowie beim Filmfrühstück im Kulturzentrum Lagerhaus gezeigt. Nun will die gelernte Fotografin den nächsten Schritt gehen: Ein richtiger kleiner Spielfilm.

Also denn: Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist die Sponsorenüberweisung. zott

Stefanie Donker ist telefonisch unterzu erreichen. Wer den Film unterstützen möchte, kann auch direkt auf ihr Konto überweisen: Sparkasse in Bremen, Kto 122 649 09, BLZ 290 501 01