: Skrupellose Machtpolitik
■ betr.: „Den Irak militärisch einhe gen“, Interview mit dem Grünen Helmut Lippelt, taz vom 13.2. 98
Da werden sich die Vereinigten Staaten von Amerika aber freuen, wenn sogar ein Grüner die amerikanische Militärpräsenz im Golf durch permanente Stationierung ihrer Raketen befürwortet! Glaubt Herr Lippelt wirklich, daß der Irak nach sieben Jahren Embargo (eine Million Tote laut Unicef) und UNO-Überwachung noch in der Lage ist, „seine Nachbarn zu bedrohen“? Da wird künstlich eine Gefahr heraufbeschworen, um die „vitalen Interessen“ der Vereinigten Staaten – die Besetzung der Golfregion – zu zementieren. Im übrigen müßte jeden nachdenklich machen, daß der zweite Golfkrieg zur neuerlichen Inthronisierung eines üblen Feudaldiktators in Kuwait geführt wurde. Ich kann hier nur eine skrupellose Machtpolitik entdecken, in der der „große Hegemon dem kleinen Hegemon“ (Ausdruck des arabischen Journalisten und Intellektuellen Rami G. Khouri in einem Artikel in der Jordan Times) durch Sanktionen und Bombardements – drastisch beibringt, daß nur der militärisch Überlegenere es wagen darf, seine politischen Interessen zu vertreten – und zwar weltweit! Sylvia Weiss, Bayreuth
betr.: Irak-Konflikt
Am 8.2. 98 hat Bundeskanzler Kohl den USA für den Fall eines Militärschlages gegen den Irak die volle Nutzung der deutschen Luftbasen angeboten. Damit sind wir nicht einverstanden, denn seit dem Zweiten Weltkrieg ist für uns klar: „Von deutschem Boden soll nie wieder ein Krieg ausgehen.“ Genau das aber wird der Fall sein, wenn die Amerikaner gegen den Irak losschlagen. Darum fordern wir, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Kriegsfall zu verhindern.
Die gefährlichen Alleingänge der USA dürfen nicht bedingungslos unterstützt werden. Statt dessen sollte Herr Kohl sich für weitere Verhandlungen im Rahmen eines UNO-Konzepts einsetzen.
Wir finden es höchst gefährlich, wenn die USA als selbsternannter Weltpolizist die Völkergemeinschaft übergehen. Wir verurteilen jeglichen Waffeneinsatz als Machtdemonstration. Wiederum würde hauptsächlich die Zivilbevölkerung getroffen, nicht aber der Diktator Saddam Hussein oder sein menschenverachtendes Regime. Darum halten wir es nicht für „kleinkariertes“ Denken, sondern für des Kanzlers Pflicht, nach politischen Lösungen für die Krise am Golf zu suchen und einen möglichen dritten Weltkrieg zu verhindern. Bernd H.Schoeps, Dortmund
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