: UN-Sondergruppe als Kompromiß
■ UN-Generalsekretär Annan zu entscheidenden Gesprächen in Bagdad eingetroffen. Heute Treffen mit Vizeregierungschef. Verletzte und Festnahmen bei Anti-US-Protesten in Istanbul
Bagdad (dpa/AFP) – UN-Generalsekretär Kofi Annan ist gestern zu Gesprächen mit der irakischen Führung über eine Lösung des Konflikts um die Abrüstungskontrollen in Bagdad eingetroffen. Bei seiner Ankunft äußerte er die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung der Krise. Er sei „vorsichtig optimistisch“ und hoffe, „daß wir einen Ausweg aus dieser Krise finden werden“, sagte Annan. Er habe als Generalsekretär der Vereinten Nationen die „moralische Verpflichtung“ zu dieser „sehr wichtigen Mission“. Er hoffe, daß er ein „für alle Seiten akzeptables Paket“ von seiner Reise mitbringen werde. Annan wurde vom irakischen Vizeregierungschef Tarik Asis und Außenminister Mohammad Said el Sahhaf in Bagdad empfangen.
Nach Angaben des Pariser Außenministeriums sieht der wichtigste Vorschlag die Gründung einer „Sondergruppe“ innerhalb der UN-Kommission für die Abrüstung Iraks (Unscom) vor. Sie soll aus Experten und Diplomaten bestehen. Ihre einzige Aufgabe sei es, die Residenzen von Saddam Hussein zu inspizieren, nicht aber die umliegenden Gebäude in den „Präsidialanlagen“. Die Überprüfung dieser Gebäude bliebe den normalen Unscom-Teams vorbehalten.
Bei seinem Treffen mit Frankreichs Präsident Jacques Chirac hatte Annan am Donnerstag abend erklärt, er hoffe, Saddam Hussein von seinen Vorschlägen überzeugen zu können. Sollten die Ideen in Bagdad auf Gegenliebe stoßen, würden sie Gegenstand eines schriftlichen Vertrages zwischen der UNO und dem Irak, hieß es aus diplomatischen Kreisen.
Heute trifft Annan mit dem irakischen Vizeregierungschef und Vertrauten von Präsident Saddam Hussein, Tarik Asis, zusammen. Außerdem wird er mit Außenminister Mohammed el Sahhaf verhandeln. Wann es zu einem Gespräch mit Saddam kommt, war gestern noch nicht bekannt.
Bei Zusammenstößen zwischen Islamisten und der Polizei in Istanbul wurden gestern Demonstranten und Sicherheitsbeamte verletzt. Nach einer Meldung des privaten Nachrichtensenders n-tv wollten die rund 500 Fundamentalisten nach dem Freitagsgebet gegen die USA und die von ihnen angedrohte Militäraktion gegen den Irak protestieren. Über die Zahl der verletzten und festgenommenen Personen gab es keine näheren Angaben. Bericht Seite 11
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