piwik no script img

Sechs gegen einen

■ Massive Kritik an Japan auf G7-Gipfel

London (rtr/taz) – Japans neuer Finanzminister Hikaru Matsunaga hatte beim Treffen der sieben führenden Industriestaaten (G7) am Wochenende in London einen schweren Stand. Die USA, Kanada, Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich forderten, Japan müsse den Bankensektor reformieren und die Wirtschaft ankurbeln, um der gesamten Region zu helfen. „In Japan ist die Konjunktur unten, und die Perspektiven sind schwach“, hieß es in der Abschlußerklärung der G7-Gruppe.

US-Finanzminister Robert Rubin forderte Japan auf, die Steuern erneut zu senken und die öffentlichen Ausgaben zu erhöhen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die bisher in Tokio vorgelegten Maßnahmen reichten nicht aus. Die USA sorgen sich auch darum, daß Japan den Yen abwerten könnte, um das Wachstum durch Exporte zu stützen. In den USA würde dann das Handelsdefizit weiter steigen.

Die deutsche Delegation, bestehend aus Bundesfinanzminister Theo Waigel und Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer, erhoben ebenfalls die Forderung nach konsequenten Reformen im japanischen Bankenwesen. Kurzatmige Ausgabenprogramme führten nicht notwendig zu einer Wachstumssteigerung. Sie erhöhten vor allem die Staatsschulden.

Japans Finanzminister Matsunaga wies die Forderung nach zusätzlichen Konjunkturmaßnahmen zurück. Er warf den übrigen G7-Ländern vor, sie hätten die Reichweite der bereits bisher beschlossenen Maßnahmen nicht begriffen. „Die wirtschaftlichen Schritte, die unsere Regierung unternommen hat, sind nicht unbedingt vollständig verstanden worden“, sagte Matsanuga.

In London verständigten sich die G7 auf Grundelemente eines künftigen Krisenmanagement-Systems. Angaben über die Schuldenstruktur, den Anteil von Krediten in fremden Währungen und die Laufzeit von Darlehen müßten monatlich veröffentlicht werden, forderte Tietmeyer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen