: Im Steilflug an die Börse?
■ Flughafen Fuhlsbüttel: Hamburg will Mehrheit behalten. Privatisierung noch 1998, aber keine norddeutsche Kooperation
Die Stadt Hamburg will auch nach einer Privatisierung offenbar Mehrheitseigentümerin am Flughafen Fuhlsbüttel bleiben. Zwar habe sich der Senat noch nicht abschließend geäußert, „ob und wieviele seiner 64 Prozent Anteile verkauft werden“, sagte Bernd Tiedemann, Senatsdirektor der Wirtschaftsbehörde, gestern auf der internationalen Konferenz „Flughäfen und Luftverkehr – Regulierung, Privatisierung und Wettbewerb“im HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung-Hamburg. Doch sei ja „laut Koalitionsvertrag“festgeschrieben, daß Hamburgs Beteiligung „nicht unter 51 Prozent“sinken dürfe.
Schwarz auf weiß ist das zwar nicht koalitionsvertraglich festgehalten, aber „das ist die politische Vereinbarung von Rot-Grün“, räumte Bernd Meyer, Sprecher von Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD), gestern ein.
Der Bund (26 Prozent) und Schleswig-Holstein (zehn Prozent) wollen sich möglichst noch 1998 komplett von ihren Anteilen trennen. In Hamburg soll die Entscheidung über eine Veräußerung frühestens im März fallen. Dann nämlich, erzählte Senator Mirow vorige Woche, werde die von der Stadt beauftragte Finanzgruppe Credit Suisse First Boston ihr Gutachten zur Privatisierung des Airports vorlegen, das als Basis für Entscheidungen dienen soll. Der Verkauf sei noch 1998 möglich, zumal die den Flughafenwert steigernde Genehmigung für dessen Ausbau nach Angaben der Wirtschaftsbehörde „kurz bevorsteht“.
Für Fuhlsbüttel gibt es nach einem Bericht der Deutschen Presseagentur bereits eine Vielzahl von Interessenten, darunter die Flughäfen Frankfurt, Wien und Kopenhagen. Auch einen Gang an die Börse schloß Flughafengeschäftsführer Werner Hauschild gestern nicht aus. „Eine Privatisierung“, so Hauschild, „ist immer erst möglich, wenn für den Investor auch eine Rendite erwirtschaftet werden kann“. Und das sei am Hamburger Airport mit seiner „gesunden Finanzstruktur“der Fall.
Hamburg liege damit im Trend der europäischen Flughäfen, die alle vor einer Privatisierungswelle stünden, resümierte HWWA-Vizepräsident Hans-Eckart Scharrer. Nachdem die Luftfahrt über Jahrzehnte als staatliche Aufgabe begriffen worden sei, wurden seit 1988 der Flugverkehr dereguliert, die meisten Fluggesellschaften privatisiert und die Bodenverkehrsdienste liberalisiert.
Gerade Hamburg als „Außenhandelsstadt“dürfe sich von dieser Entwicklung nicht abkoppeln lassen, forderte Tiedemann. Es gelte, die Standortinteressen zu wahren. Auch eine Kooperation zwischen den norddeutschen Flughäfen Bremen, Hannover, Hamburg und Berlin sei nur bedingt wünschenswert. Denn, glaubt Tiedemann: „Ein Flughafen wird das Geschäft solange allein machen, wie er kann.“
Hamburg jedenfalls werde freiwillig nicht auf Verkehre verzichten. Möglich aber sei eine Kooperation in der Datenverarbeitung oder im Rechnungswesen.
Heike Haarhoff
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