Wachstum wunderbar

■ Wirtschaftssenator findet den Standort Hamburg und dessen Perspektiven prima

Auf eine eigene Bilanz der ersten 100 Tage verzichtete Handelskammer-Darling Thomas Mirow gestern erneut. Dafür nutzte der SPD-Wirtschaftssenator den um diese Jahreszeit üblichen Bericht zur Lage der Hamburger Wirtschaft für eine Art nachgeschobener wirtschaftspolitischer Regierungserklärung.

Und die hatte es in sich, sei doch „die intensive Kooperation“aller erforderlich, damit „intermodale Telematikapplikationen“die „Brüche im multimodalen Transportfluß kostenneutral gestalten“und so „den Druck der Komplexität logistischer Wertschöpfungsketten auf die Akteure im Wirtschaftsverkehr“mildern können. Mit anderen Worten: Verkehrsleit- und Informationssysteme, deren Benutzung und Entwicklung Hamburg seit 15 Jahren systematisch verschlafen hat, sollen endlich eingesetzt werden, um den Güterverkehr auf Schiff, Bahn und LKW besser zu koordinieren.

Doch ging es Mirow gestern weniger darum, den Sprücheklopfer-Wettbewerb mit seinem Amtsvorgänger Ede Schnackbär (Erhard Rittershaus) zu gewinnen. Zwei Botschaften sollten unters Volk: Erstens habe sich die Wirtschaftslage deutlich gebessert. Hamburg steuert 1998 auf ein Wachstum von erstaunlichen drei Prozent zu. Sogar für „die 98.000 Arbeitslosen hellt sich der Himmel auf“weil es Hoffnung gebe, daß „die Talsohle durchschritten“sei.

Und zweitens will Mirow mit sieben „strategischen Schlüsselprojekten“, darunter Hafen-City, sowie Hamburg als Luftfahrt-, Logistik- und Medienzentrum, das Wachstum pushen und Hamburgs Position als deutsches Außenwirtschafts- und Medienzentrum ausbauen.

Obwohl Mirow den Stadtstaat gegenüber den finanzstarken Flächenländern benachteiligt sieht, die ihre Metropolen weit stärker päppeln, als Hamburg das aus eigener Kraft kann, gab sich der Wirtschaftssenator insgesamt überaus optimistisch. „Die Region Hamburg“, so prophezeite er, „hat für die nächsten Jahre weit höhere Wachstumschancen als der Durchschnitt vergleichbarer europäischer Regionen.“ Florian Marten