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Landeier, ganz heiß

■ Die Squirrel Nut Zippers spielen Dixieland und Hillbilly Swing – und werden dafür in ihrer Heimat Amerika als Stars gefeiert

„Hot“ist das Zauberwort. Das benutzt zwar seit einem halben Jahrhundert niemand mehr, aber die Squirrel Nut Zippers haben trotzdem über eine Million Exemplare von einem Album verkauft, das eben diesen Titel trägt. Recht junge Menschen sind das noch, aber mit Rock oder Rap oder Techno haben sie nichts am Hut. Die Squirrel Nut Zippers leben auf ihren kleinen Farmen in North Carolina; wenn sie genug von der Landarbeit, vom Malen und vom Puppenbasteln haben, nehmen sie Platten auf, die schwerlich den State Of The Art der Pop-Musik verkörpern.

„Hot“ist das Superlativ für Swinger ganz alter Schule, und es kann deshalb nicht verwundern, daß sich das Septett auf dem gleichnamigen Album zurück in die Zwanziger schwingt. Musik, die sonst auf den Frühschoppen dieser Welt ein trauriges Schattendasein fristet, erwacht auf dem zweiten Langspielwerk der Squirrel Nut Zippers zu neuem Leben. Mit Hingabe spielen sie eigene Songs im Gewand von Hillbilly Swing, Skiffle und Dixieland. Kurz: klassischen Ballroom Jazz. Und es ist natürlich eine schöne Fügung des Schicksals, daß das erste Konzert der Traditionalisten in Hamburg ausgerechnet als erstes Highlight in der Pracht des renovierten und geschichtsträchtigen Curio-Hauses stattfindet.

In Deutschland sind die Squirrel Nut Zippers noch ganz unbekannt, aber in Amerika sind sie schon echte Stars. Wer die Musikgeschichte gerne in Zyklen betrachtet, kann in dem Erfolg des Ensembles eine gewisse Logik erkennen: Nach der Easy-Listening-Hausse der Vorjahre gehen die Hipster des Musikbetriebs jetzt noch ein paar Jahrzehnte weiter zurück.

Und die Hipster sind diesmal eben Landeier. cbu

Mi, 4. März, 20 Uhr,

Curio-Haus (Kleiner Saal)

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