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Sie sind im Haifischbecken, wenn...

■ Ein Finanzberater gibt Tips zur Geldanlage und sagt, worauf man sich vorbereiten und was man beim Beratungsgespräch beachten sollte

Professionelle Wertpapierberatung setzt schriftlich ausgefüllte Befragungsbögen über Ihr subjektives Risikoprofil voraus. Außerdem werden auf diese Weise weitere Ziele wie beispielsweise Investitionen in Ökologie und Umwelttechnologie festgehalten. Lassen Sie sich Grundinformationen über Wertpapieranlagen geben. Nach der Fixierung der Ziele sind langfristige Strategien und Transaktionen mit allen Nettokosten unter Beachtung Ihrer steuerlichen Situation zu benennen. Beim Vergleich verschiedener Alternativen gilt grundsätzlich, daß eine höhere Rendite nur mit höherem Risiko sowie längerer Laufzeit erwirtschaftet werden kann. Wenn höhere Rendite und Verfügbarkeit mit weniger Kosten und Risiken möglich sind, sind z.B. risikolose Bundesschatzbriefe oder risikoarme Rentenfonds einer teuren Lösung wie Kapitallebensversicherungen vorzuziehen.

Vor einem Beratungsgespräch sollte man sich ausgiebig informieren. Das ist zu bedenken:

1. Bestimmen Sie die Eröffnung des Spiels („Opening“) und nehmen Sie sich Zeit für Ihr Geld, bevor es andere tun. Schätzen Sie Ihren persönlichen Beratungsbedarf, und informieren Sie sich unabhängig von fremden Interessen mittels Presse und Literatur, die überwiegend für Käufer und nicht für Verkäufer geschrieben ist, beispielsweise FinanzTest, DM/Fonds aktuell, Handelsblatt.

2. Vergleichen Sie unabhängige Tests, Musterportfolios, Fondsvergleichstabellen (zum Beispiel Micropal), beziehen Sie Ihre eigenen Erfahrungen sowie Ihre Erwartungen über die Geld- und Kapitalmärkte ein.

3. Verfolgen Sie die Struktur Ihres fiktiven Ziels, das Verlustrisiko sowie die Gewinnentwicklung über Presse, Fernsehen und andere Medien, um festzustellen, wo Ihre persönliche Toleranz hinsichtlich eines Verlustes liegt.

4. Wenn Sie Ihr Risiko- und Renditeprofil nicht bestimmen können, sind risikolose Bundesschatzbriefe, risikoarme internationale Rentenfonds, risikoneutrale internationale Aktien- und Mischfonds einzeln oder gestreut eine brauchbare Lösung für den Start zum Berater.

5. Nichts ist umsonst, und alles ist zu bezahlen, Beratung ebenso wie die Ausführung von Transaktionen. Lassen Sie sich unverbindlich schriftlich über alle Kosten und Risiken eines möglichst umfassenden Marktes informieren. Fordern Sie die allgemeinen Geschäftsbedingungen an, Verträge, Honorarordnungen, Leistungs- und Preistabellen.

6. Prüfen Sie die berufliche Qualifikation sowie die Kompetenz von Anbietern, und verschaffen Sie sich in kurzen persönlichen Besuchen einen unverbindlichen Eindruck.

7. Wenn Sie Risiken und Eingriffsmöglichkeiten einer Anlage testen wollen, erfragen Sie risikolose, -arme, -neutrale und unter Umständen auch risikofreudige Lösungen, damit Sie verschiedene „Geschwindigkeiten“ fahren können.

8. Achten Sie darauf, ob die „Loads“ („Durchladen“ des Marktes) von konkreten Transaktionen wahrheitsgemäß angegeben (Kosten, Risiko), ausgeführt (Bestätigung) und abgerechnet werden (Honorar, Provision).

Wer während des Gesprächs wachsam ist, kann sich vor einem Reinfall schützen. Sie sind im Haifischbecken, wenn...

...sinn- und zweckentsprechende Lösungen, das heißt über notwendige „Türöffner“ wie beispielsweise Haftpflichtversicherungen und Girokonten hinaus kapitalbildende Versicherungen statt Wertpapiere oder Finanzierungen empfohlen werden.

...Sie nicht das wohlüberlegte Opening ergriffen haben, ungebeten angerufen oder besucht werden oder gar Freunde und Bekannte einer häufig sektenartig aufgebauten Laienorganisation selbst auf den Leim gegangen sind. Wie sollte beispielsweise jemand in Schnellkursen die Kompetenz erwerben, wofür andere fünf bis zehn Jahre brauchen?

...Sie nicht nachvollziehen können, was (Schein-)Berater in Fachausdrücken, psychologisch geschickten Abschlußtechniken und rhetorischen Antworten verstecken.

...Ihre Fragen nicht sachlich beantwortet werden (können), wie hoch beispielsweise die Sharpe- Ratio der Anlage ist (Nettorendite oder -performance abzüglich der risikolosen 4 bis 6 Prozent geteilt durch Risiko/Standardabweichung). Werte um 1 gelten dabei als gut, liegen sie darüber, als ausgezeichnet.

...in Unkenntnis Ihres (unbekannten) Risiko-/Renditeprofils unter anderem „heiße Tips“, Anlagen in einzelne Werte (Aktien) empfohlen werden, die kein breit gestreutes und tägliches Management erfahren (können).

...unregulierbare Produkte oder Dienstleistungen, vorzugsweise kreditfinanziert und womöglich mit weiteren unsinnigen Produkten kombiniert, einen schwer verdaulichen „Risiken/Kosten-Cocktail“ verheißen, beispielsweise „Turbo“-Provisionen für die Kombinatin aus Krediten, Anlage- und Lebensversicherungen.

...exotische Adressen in der Karibik angegeben werden, Haustürverkäufer in Erscheinung treten, Internet-Adressen nicht oder zumindest fragwürdig in der Fachpresse erwähnt werden. Michael Wagner

Der Autor ist Finanzberater

im Büro Wagner & Wildhagen,

Louis-Seegelken-Str. 16,

28717 Bremen,

Tel. (0421) 69302-24, Fax -25.

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