: Gestern geklont, heute verboten
■ Niederländische Firma bringt erste Genkälber Europas zur Welt. Landwirtschaftsminister untersagt weitere Versuche. In Japan sollen bald echte Klone auf den Weiden springen
Berlin/Amsterdam (taz/AP/ dpa) – Schneller als die Niederländer hat noch keiner im Genbusiness reagiert. Gestern abend gab das Leidener Gentechnik-Unternehmen Pharming bekannt, daß es erstmals in Europa zwei geklonte Kälber zur Welt gebracht hat. Heute schon hat Landwirtschaftsminister Jozias van Aartsen mit sofortiger Wirkung alle weiteren Versuche verboten.
Der Firma geht es um die Entwicklung besonderer Eiweiße in der Milch der Tiere für Therapiezwecke beim Menschen. Nach Ansicht des Ministers ist aber nicht bewiesen, daß diese Eiweiße nur durch die Zucht geklonter Kühe erzeugt werden können.
Die beiden genetisch identischen weiblichen Kälber seien am Dienstag zur Welt gekommen und bei guter Gesundheit, berichtete Firmensprecher Edwin van de Haar am Donnerstag in Amsterdam. Pharming ist das größte niederländische Unternehmen im Geschäft mit der Biotechnologie.
Die Klonserie an Nutztieren begann 1997 mit dem Schaf Dolly. Es war angeblich aus einer bereits erwachsenen, in ihrer Funktion genau festgelegten Euterzelle eines anderen Schafes entstanden. Das war eine Sensation, denn alle gelungenen Klonversuche wurden bis dahin ausschließlich mit nicht ausdifferenzierten Zellen von Föten durchgeführt. Solche exakten Kopien ausgewachsener Lebewesen heizen seit Jahrzehnten die Phantasie von Konzernen und Science-fiction-Autoren an, denn sie sind auch auf erwachsene Menschen anwendbar.
Das Problem bei Dolly: Niemand konnte den Versuch wiederholen. Inzwischen räumen auch die Genväter Dollys vom schottischen Roslin-Institut ein, daß ihnen vielleicht aus Versehen eine Embryonalzelle in die Retortenschale geraten ist. Das Spenderschaf der Klonzelle war nämlich trächtig – dann schwimmen schon mal Embryozellen im Blut der Mutter.
Letzte Woche brachte PPL, die Partnerfirma des Roslin-Instituts, in den USA ein Klonschaf namens „Mr. Jefferson“ auf die Welt – nach der Dolly-Methode, jedoch geschaffen wiederum aus einer unreifen Embryozelle. Einzig eine Forschergruppe bei Tokio reklamiert für sich, Kälber aus erwachsenen Zellen geklont zu haben. Die ersten derartigen Kälber werden jedoch frühestens im Sommer geboren. Irgendwann sollen solche Tiere teure Medikamente in ihren Eutern produzieren. Bei Genversuchen sterben bisher jedoch die meisten geklonten Tiere schon im Embryonenstadium. rem
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