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Don Pepe muß aus Budapest verschwinden

■ Die ungarische Regierung will das Land sprachlich ungarisieren. Geschäfte mit ausländischen Namen müssen dichtmachen

Budapest (taz) – Ungarische Pizza-Liebhaber müssen ab heute auf ihr Leibgericht verzichten – zumindest, wenn sie es bei „Don Pepe“ am Budapester Westbahnhof essen wollen. Denn die Pizzeria mit diesem Namen bleibt bis auf weiteres geschlossen. Zwar lief das Geschäft bis gestern absolut glänzend. Und das Personal hielt sich auch an sämtliche Verbraucherschutz- und Hygienevorschriften. Doch leider hat der Laden den falschen Namen: „Don Pepe Pizzéria“ klingt den Behörden des Landes einfach nicht ungarisch genug.

Mit dieser Begründung jedenfalls ließen die Behörden das Restaurant dichtmachen. Da half auch der Akzent auf dem e nichts, mit dem zusammen das Wort Pizzeria schon vor Jahren in den ungarischen Sprachschatz eingegangen ist.

Ähnlich wie der „Don Pepe Pizzéria“ könnte es in den nächsten Wochen anderen ungarischen Läden, Cafés, Restaurants, Geschäften, Kaufhäusern, Banken, Versicherungen oder Tankstellen ergehen. Dann wenn deren ausländische Aufschriften kein entsprechendes Äquivalent in ungarischer Sprache haben.

Im Februar letzten Jahres verabschiedete die ungarische Regierung eine Verfügung, laut der die Aufschriften aller Handels- oder Dienstleistungsfirmen ungarisiert werden müssen. Falls es sich lediglich um einen Marken- oder Firmennamen handelt, muß diesem eine ungarische Erklärung hinzugefügt werden. Begründung: Viele Ungarn sprächen keine Fremdsprachen und wüßten deshalb nicht, welche Waren oder Dienstleistungen Firmen mit ausländischen Aufschriften anbieten. In der vergangenen Woche lief dann die Frist zur Änderung der fremdsprachlichen Aufschriften ab. „Don Pepe“ ist das erste Opfer der Verordnung.

Ausgenommen von der Verordnung sind weder Unternehmen mit weltbekannten Markennamen, noch Firmen, deren nichtungarischer Name inoffizieller oder offizieller Bestandteil der ungarischen Sprache ist.

So etwa müßte ein internationaler Mineralölkonzern an allen seinen Tankstellen die Aufschrift „Benzinkút“ anbringen, die ungarische Bezeichnung für Tankstelle.

Die Chefin der „Don Pepe Pizzéria“, Andrea Varga, will nun gegen die Stadt Budapest klagen und Schadensersatz für die ihr ausgefallenen Einnahmen fordern. Wann und unter welchem Namen ihre Pizzeria wieder eröffnen darf, weiß sie noch nicht. Kopfschüttelnd fragt sie sich nur, ob die Regierung die UngarInnen für so dumm hält, daß die in einem Restaurant kein Restaurant erkennen oder im Schaufenster eines Ladens mit der Aufschrift „Jeans“ nicht sehen können, daß dort überwiegend blaue Hosen verkauft werden. Keno Verseck

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