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Monika Griefahn fliegt aus dem Kabinett in Hannover

■ Der niedersächsische Ministerpräsident verzichtet auf Kabinettsumbildung, schaßt aber seine Umweltministerin. Gerhard Glogowski bleibt inoffizieller Schröder-Nachfolger

„Ich werde den Teufel tun und jetzt eine Nachfolgediskussion eröffnen“, versuchte Gerhard Schröder gestern gleich jede Debatte über die Konsequenzen seiner Kanzlerkandidatur für die niedersächsische Landespolitik abzuwürgen. Die Nachfolgefrage stelle sich erst, „wenn ich im September im Bund gewinne“, sagte der Wahlsieger und zitierte, ganz Lokalpatriot, den Dada-Künstler Kurt Schwitters: „Was soll ich in New York, wo ich doch Hannover kenne.“ Das Landeskabinett verlassen muß allerdings Umweltministerin Monika Griefahn. Am Sonntag hatte sie noch mit Gerhard Glogowski im SPD-Fraktionssaal am lautesten über die absolute SPD-Mehrheit gejubelt.

Griefahn hoffte, aus dem Ministeramt heraus ihren Wahlkampf um ein Bundestagsmandat im unsicheren Wahlkreis Harburg-Land heraus führen zu können und erst dann gemeinsam mit Schröder aus dem Landeskabinett nach Bonn zu wechseln. Doch für die weitere Karriere seiner Umweltministerin zeigte Schröder gestern morgen kein Interesse. Ein Verbleiben von Griefahn im Amt „würde mißverstanden werden im Land“, sagte der Ministerpräsident und suchte dann kurz und vergeblich nach Worten, die diese Aussage begründen könnten. Auf die Griefahn- Nachfolge macht sich seit langem der Vorsitzende des SPD-Bezirks Hannover, Wolfgang Jüttner, Hoffnungen.

Dann bestätigt Schröder indirekt, daß es bei Gerhard Glogowski als potentiellem Nachfolger bleibt, auf den sich die niedersächsischen Sozialdemokraten intern längst geeinigt hatten. „Der neue stellvertretende Ministerpräsident wird der gleiche wie der alten sein“, sagte Schröder mit Blick auf seinen Innenminister, der jetzt dem Kanzlerkandidaten zunächst weiter den Rücken freihalten muß. „Sache meines Nachfolgers“, so betonte Schröder, sei auch die Umbildung des Landeskabinetts, die bei einem Wechsel des Ministerpräsidenten ins Bonner Kanzleramt fällig wäre. Bis dahin will Gerhard Schröder die Veränderungen an dem Kabinett, „das mit mir einen solchen Wahlsieg errungen hat“, möglichst gering halten.

„In Ruhe einen Nachfolger suchen“ will Schröder für den bisherigen Kultusminister Rolf Wernstedt, der jetzt im hannoverschen Leineschloß Landtagspräsident wird. Mit sechs zu fünf Stimmen votierte der SPD-Landesvorstand gestern morgen für einen Landtagspräsidenten Wernstedt. Wenn eine Personalfrage seine Interessen nicht tangiert, läßt Schröder sie eben auch mal in geheimer Abstimmung entscheiden. Jürgen Voges, Hannover

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