Gestern schon im Heute...

■ ...heute nur noch im Gestern: Ex-Talking-Head David Byrne kommt mal wieder in die Große Freiheit – wer da wohl hingeht?

David Byrne – was soll man von dem noch erwarten? Es gab eine Zeit, da waren die Talking Heads das Tollste und Hipste auf der Welt. „So soll Musik sein“, schrieb ein durchaus nicht anspruchsloser Kritiker 1979 über das dritte Album Fear Of Music. Und: „Musik der Zukunft: Avantgarde, aber tanzbar, intellektuell, aber eingängig. (...) Müßte ich eine normative Ästhetik für moderne Musik schreiben, ich würde auf diese Platte verweisen.“Aber die Talking Heads waren eben eine Band, und auch wenn Byrne unbestritten ihr Leader war, so muß man auch feststellen, daß alle seine Soloarbeiten weit hinter den Bandwerken zurückbleiben. Da auch die Wege, die die anderen Talking Heads einschlugen, in irgendwelchen Sackgassen endeten, ist es nur logisch, daß Tina Weymouth, Chris Frantz und Jerry Harrison seit Jahren versuchen, Byrne zu einer Reunion zu überreden. Seine Weigerung, die dazu führte, daß die Rest-Heads ohne ihn unter dem Namen The Heads ein Album mit verschiedenen Gastsängern veröffentlichten, mag man für menschlich ehrbar halten, und vielleicht können die Teamgefährten von einst ihn heute wirklich nicht mehr inspirieren. Die postmoderne Beliebigkeit seiner Soloalben läßt jedoch hoffen, er trifft irgendwann mal neue Leute, die seine Talente als Texter und Sänger in einen sinnvollen Kontext stellen können.

Spannend ist ansonsten nur noch die Frage, wer 1998 in ein David-Byrne-Konzert geht. Wer die Talking Heads-Auftritte 1978 (mit XTC im Onkel Pö) oder 1979 (im Top Ten) gesehen hat oder auch Byrnes Solokonzert mit seiner „Rei Momo“-Salsa-Revue, wird sich die schönen Erinnerungen sicherlich nicht trüben lassen wollen.

Detlef Diederichsen

mit Jim White: So, 8. März,

20 Uhr, Große Freiheit