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Kein Wachstum für den Arbeitsmarkt in Sicht

■ Bonn rechnet nicht mit Rückgang der Arbeitslosigkeit: Zahlen stagnieren, Nettolöhne sinken

Berlin (dpa/AFP/taz) – Die Bundesregierung rechnet auch für 1998 nicht mit einer spürbaren Entlastung des Arbeitsmarktes. Dies geht aus der Prognose des Wirtschaftsministeriums für den am kommenden Mittwoch erwarteten Jahreswirtschaftsbericht hervor. Nach dem Papier soll die Zahl der Erwerbstätigen 1998 auf dem Niveau des Vorjahres stagnieren. Auch die durchschnittliche Arbeitslosenquote von 11,5 Prozent werde sich voraussichtlich nicht verringern. Dabei geht das Ministerium von einem beschleunigten Wirtschaftswachstum aus.

Die Nettolöhne sind im vorigen Jahr erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik gesunken. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gestern bestätigte, sank der durchschnittliche Nettoverdienst von 2.710 Mark 1996 auf 2.700 Mark im vergangenen Jahr. Hauptgründe seien die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die Kürzung von Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie niedrige Tarifabschlüsse.

Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg wird heute die neuen Arbeitslosenzahlen bekannt geben. Die Zahl der Erwerbslosen stagnierte im Februar nach ersten Informationen auf der Rekordhöhe von rund 4,8 Millionen. Grund war das außergewöhnlich milde Wetter. Im Osten ist mit einem leichten Anstieg, im Westen möglicherweise sogar mit einem geringen Rückgang zu rechnen. Speziell in der Bauwirtschaft scheint der befürchtete Stellenabbau ausgeblieben zu sein.

Ähnlich wie vor einem Monat planen die Arbeitsloseninitiativen für heute Demonstrationen gegen die Rekordarbeitslosigkeit. In rund 200 Städten sei mit Aktionen zu rechnen, teilte ein Sprecher der Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen in Bielefeld mit. Arbeitslose wollen vor Banken, Börsen, Betriebe und Parteibüros ziehen. Die Aktionstage sollen bis zur Bundestagswahl jeweils zur monatlichen Bekanntgabe der Arbeitslosenstatistik wiederholt werden.

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