Eis auf dem Mond

■ Erstmals bestätigt: Wichtiger Rohstoff für Weltraumkolonien auf dem Trabanten

Berlin (taz) – Mit neuen Messungen sieht die Nasa frühere Vermutungen bestätigt: Auf dem Mond gibt es Wasser. Die Daten lieferte der Lunar Prospector, eine mit Meßgeräten vollgestopfte, mülleimergroße Sonde, die derzeit den Mond umkreist. „Die Zahlen sind noch vorläufig. Doch wir sehen zehn bis einige hundert Millionen Tonnen Wasser“, sagte am Dienstag Alan Binder, der Chefwissenschaftler der Mission.

Dabei handelt es sich nicht etwa um gefrorene Polkappen. Die Messungen des Lunar Prospectors deuten die Wissenschaftler so: Das Wasser ist in Eiskristallen um den Nord- und Südpol verteilt – jeweils auf Tausenden von Quadratkilometern in der Staubschicht des Erdtrabanten mit einem Anteil von 0,1 bis einem Prozent im Sand. Um das Wasser zu nutzen, muß also der Mondboden umgegraben werden. Er müßte dann über 100 Grad erhitzt werden – mit Sonnenöfen oder Atomreaktoren als Energiequelle. Das Wasser würde als Dampf ausdestilliert.

Wolfgang Seboldt vom deutschen DLR-Institut für Planetenerkundung ist allerdings noch vorsichtig: „Der Lunar Prospector mißt das Wasser nur indirekt über Neutronenstrahlung, die vom Mond ausgeht.“ Dabei gibt die Nasa selbst eine Fehlerrate von 1.000 Prozent an. „Letztendlich kann das Wasser nur sicher ein Roboter auf der Oberfläche selbst feststellen“, meint Seboldt.

Ein großes Wasserreservoir wäre eine der wichtigsten Entdeckungen für die bemannte Raumfahrt überhaupt. Denn das eigentliche Ziel der Nasa ist der Mars. Für eine solche langjährige Mission könnte dann auf dem Mond trainiert werden. Die Wasserkomponenten Wasserstoff und Sauerstoff bilden einen passablen Treibstoff für Triebwerke oder sonstige Motoren. Japanische und US-Firmen planen sogar schon Hotels auf dem Mond. Ohne Wasser vor Ort müßten große Mengen des schweren Stoffs für teures Geld in die Umlaufbahn der Erde geschossen werden. Reiner Metzger