: Asienkrise nützt deutschen Konzernen
■ Bank für Internationalen Zahlungsausgleich fordert Regulierung der globalen Finanzmärkte
Hamburg (taz) – Das globale Finanzgeschäft boomt. Sein Volumen kletterte im vergangenen Jahr von 1.572 auf mehr als 1.769 Milliarden US-Dollar. Nur in Ländern wie Indonesien oder Süd-Korea haben selbst grundsolide Unternehmen Schwierigkeiten, noch an Dollar und Mark für ihren Außenhandel heranzukommen. „Das Geschäft mit Schuldnern aus aufstrebenden Volkswirtschaften kam praktisch zum Stillstand“, schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem Vierteljahresbericht, der heute in Basel veröffentlicht wird.
Von dem Finanzdesaster in Asien könnten deutsche Konzerne profitieren. Die abfließenden Asien-Mittel strömen in andere Märkte. Im Herbst 1997 beschleunigte sich zunächst die Kreditvergabe nach Lateinamerika und Osteuropa. Im vierten Quartal 1997 hat die asiatische Krise jedoch eine „Flucht in die Qualität“ ausgelöst. Nutznießer sind Industrieländer und Multis: Sie bekommen nun ihre Finanzmittel immer preiswerter. Umgekehrt werden Kredite in den (Ex-)Tigerstaaten immer knapper und dadurch teurer, was wiederum dort die industrielle Produktion verteuert. Der Preisvorteil bei den Exportgütern, den die Krisenländer durch die Abwertung ihrer Währung haben, wird dadurch zum Teil wieder aufgehoben.
Dezent formuliert die BIZ ihre substantielle Kritik am Internationalen Währungsfonds (IWF): „Möglicherweise haben seine geld- und finanzpolitischen Auflagen die Krise in Asien verstärkt.“ Die rigiden Stabilitätsanforderungen des IWF könnten eine Welle von Bank- und Unternehmenskonkursen in Südostasien auslösen, befürchten die BIZ-Banker.
1930 als neutrales Institut zur Abwicklung der Reparationszahlungen des Deutschen Reiches gegründet, entwickelte sich die BIZ zu einem exklusiven Klub der europäischen Notenbanken. Nicht nur ihre Finanzberichte werden von Fachleuten geschätzt; darüber hinaus stellt sie ein Gesprächsforum dar, in dem die staatlichen Regulierungskonzepte der Zukunft geboren werden.
Daher wird auch die BIZ-Kritik an den globalen Sicherheitsstandards gehört werden. Unzureichend findet die BIZ etwa die Auflagen für das Eigenkapital, mit denen Banken die Kredite sicherheitshalber unterlegen müssen: So werden risikoreiche Kredite genauso abgesichert wie Darlehen an Großunternehmen in Industrieländern. Die BIZ fordert daher kräftigere Eingriffe der internationalen Staatengemeinschaft. „Die regulatorischen Gegebenheiten müssen angepaßt werden, um der Konzentration und Globalisierung der Märkte besser Rechnung zu tragen.“ Hartwig Nahrstaedt
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