Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom

■ Als Rache für einen Partisanenanschlag ließ die SS im März 1944 335 Gefangene erschießen

Rom (AFP) – Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen südwestlich von Rom ist eines der größten Kriegsverbrechen, die während des Zweiten Weltkriegs in Italien begangen wurden. Aus Rache für einen Anschlag italienischer Partisanen ordnete SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler die Erschießung von Gefangenen an. Am 24. März 1944 trieben SS- Angehörige 335 Gefangene, darunter 75 Juden, in den Ardeatinischen Höhlen zusammen und erschossen sie. Unter den SSlern waren Erich Priebke und Karl Hass.

Die Hinrichtung der 335 willkürlich ausgesuchten Zivilisten hatte Kappler angeordnet, weil bei einem Bombenanschlag italienischer Partisanen tags zuvor im Zentrum Roms 33 SS-Männer getötet und 53 verletzt worden waren. Am Nachmittag des 24. März brachten Lastwagen die Gefangenen aus verschiedenen Gefängnissen zum Ort ihrer Hinrichtung. Mit auf dem Rücken gefesselten Händen wurden sie am Eingang der Höhle zusammengetrieben und von Priebke nach ihren Namen gefragt. Jeden Namen strich der SS- Mann auf einer Liste aus.

In kleinen Gruppen wurden die Gefangenen in die Höhle geführt. Jeder mußte sich auf den Boden knien und wurde von einem SS- Mann mit einem Genickschuß getötet. Ein Sanitätsoffizier prüfte, ob die Opfer tatsächlich tot waren. Unter den Opfern waren politische Häftlinge ebenso wie gewöhnliche Kriminelle. 75 römische Juden, die ursprünglich in ein Vernichtungslager transportiert werden sollten, waren ebenfalls auf die Todesliste gesetzt worden.

Die „militärischen Gepflogenheiten“ sahen vor, daß für jeden aus dem Hinterhalt getöteten Soldaten zehn Zivilisten erschossen wurden. Weil die SS-Männer fünf Zivilisten mehr als nach diesen Regeln vorgesehen hinrichteten, wurde Kappler 1948 in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt.

Nach dem Massaker sprengte die SS den Eingang der Höhle in die Luft. Doch bereits in der folgenden Nacht machten in Rom Gerüchte über den Massenmord die Runde.

In Italien ist das Massaker unvergessen. Die Tuffsteinhöhlen sind zu einem nationalen Gedenkort geworden. An jedem 24. März kommen Vertreter der italienischen Regierung, der Stadtverwaltung Roms, zahlreicher Widerstandsorganisationen und Angehörige der Opfer an den Ort, um an das Verbrechen zu erinnern.