: Jetzt mußt doch du ran, Franz!
■ Verliert Bayern München alles? Nicht, wenn ein spektakulärer Plan umgesetzt wird: Ein neuer Taktik-Chef, Ober-Berater und Kapitän beruft einen neuen Präsidenten, Trainer - und Manager
Berlin (taz) – Ist dem FC Bayern München noch zu helfen? Natürlich nicht, wenn alles so weiterläuft wie im Moment. Nach dem sonntäglichen 0:1 bei Schalke 04 hat der deutsche Fußball-Meister sieben Punkte Rückstand auf Bundesliga-Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern (54 Punkte). Und hinter den Bayern (47 Punkte) lauert bereits Leverkusen (45) auf den zweiten Champions-League-Platz.
Nach dem 0:0 gegen Borussia Dortmund im aktuellen Champions-League-Viertelfinale droht der furchtbarste Fall: Bayern wird „nur Pokalsieger“ (Noch-Manager Uli Hoeneß) und muß im Europapokal der Pokalsieger spielen.
Gestern herrschte trübe Ratlosigkeit. Trapattoni trainierte die Bayern-Verlierer noch in Gelsenkirchen – aber natürlich wieder viel zu defensiv und nicht mit dem richtigen Torschußtraining (siehe Kasten). Und dem Noch-Kapitän Thomas Helmer fiel nichts besseres ein, als Kaiserslautern „zum Titelgewinn zu gratulieren.“ Viel zu früh. Es gibt einen Rettungsplan. Seine drei Entwerfer kommen aus Kitzbühel und London und wollen ungenannt bleiben. Die taz respektiert das, nennt aber – wie abgesprochen – den Plan.
1. Es hilft nichts: Franz muß jetzt ran.
Beckenbauer (52) und Trapattoni (58) behalten ihr Alter, tauschen aber ihre Ämter. Grund: „Der Franz ist unschlagbar“ (Günter Netzer, 53). Die Tradition („Ich wurde überredet“) will es aber, daß man ihn überreden muß!. Der joviale Trapattoni ist als Präsident viel besser aufgehoben besetzt. Er versteht das nur nicht richtig. Man muß mal Deutsch mit ihm reden! Diese schwierige Aufgabe muß eine Autorität übernehmen, die sich weder von Trainern noch Präsidenten etwas sagen läßt.
2. Klinsmann wird Ernenner von Trainer und Präsident.
Beckenbauer darf man „nichts allein machen“ (Netzer) lassen. Klinsmann (33), Kapitän der Nationalmannschaft und derzeit noch in Tottenham (London), ernennt und berät ihn und übernimmt zudem interimistisch Vizepräsidentenschaften, Spielführerbinde sowie Oberbefehl über Taktik, Torschußtraining und Pressearbeit. Vorteil: Kreative Reibung und dauerndes Reinreden.
Tendenz: Lebensgefährlich.
3. Gullit wird Manager.
Uli Hoeneß' Kreativpotential ist nach zu vielen Waldläufen (siehe Punkt „Coordes“) erschöpft. Weltmann Ruud Gullit (35), eben bei Chelsea (London) gegangen, hat tolle Ideen – und Bereitschaft signalisiert. Einst wollte Frau Christina Pensa nicht nach München ziehen – jetzt läßt er sich scheiden!
Tendenz: Unbedingt.
Das ändert Franz (in Absprache):
* Helmer wird abgesetzt.
Helmer (32) sagt: „Es ist beser, wenn manche Spieler den Mund halten.“ Er selber sagt aber nichts Unvernünftiges. Bayern lebt aber nur in seinen kreativen Emotionen. Helmer wollte den FC Bayern rationalisieren. Das ist, als stecke man Verona Feldbusch (30) in einen Hosenanzug. Er wird als Kapitän abgesetzt.
Tendenz: Klinsmann.
* Basler muß weniger denken.
Beckenbauer muß Mario Basler („Vielleicht habe ich keine Ahnung vom Fußball, aber...“) sagen, daß er recht hat. Basler („Ich verstehe die Aufstellung nicht“) darf nicht seine ganze wenige Kraft als Ersatzmann damit vergeuden, die Aufstellung nicht zu verstehen. Für Scholl („Ich muß nachdenken...“) gilt dasselbe.
Tendenz: Rauchverbot.
* Matthäus wird aufgebrochen.
„Lothar ist weggebissen worden“, seufzt ein Intimkenner, „jetzt ist er gebrochen.“ Optimal? Nein. Klinsmann muß schauen, daß ihm Beckenbauer, Morena (37) oder sonstwer seine verlorene Heiterkeit wiedergeben.
Tendenz: Hinko.
* Gerd Müller muß ein Machtwort sprechen.
Die Einreihung von Bomber Müller (52) als letzter in der Hierarchie zeigt, wie wenig Ansehen die Lehre des Torschusses genießt. Beckenbauer muß Müller ein Machtwort sprechen lassen.
Tendenz: Schwer zu verstehen.
* Linke muß sofort kommen.
Der Bayern-Einkauf (ab Juni) erzielte am Sonntag nicht nur Schalkes 1:0, er haute auch Elber die Faust ins Gesicht. Genau. Schluß mit falscher Kameradschaft. Laßt die Fäuste fliegen.
Tendenz: Kommt aufs Zimmer mit Scholl.
* Coordes muß mehr schlafen.
Der Co-Trainer hat dem Team offenbar mit seinen ständigen blöden Waldläufen das Spielen ausgetrimmt. Coordes sollte hie und da ein Regenerierungsschläfchen halten. Leider ist er zu stolz, um sich bei Vorgänger Augenthaler zu informieren.
Tendenz: Einschläfern. Jürgen R. Franz
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