piwik no script img

Europarlament gibt zwei Jahre Garantie

■ Europaabgeordnete segnen Richtlinienentwurf ab, wonach Hersteller künftig grenzüberschreitend für ihre Produkte zwei Jahre lang haften. Die Grünen fordern fünf Jahre Garantie, um Fabrikanten zu nachh

Straßburg/Berlin (AFP/taz) – Bisher müssen Videorekorder oder Espresso-Maschinen zumindest in Deutschland bloß ein halbes Jahr funktionieren. Wenn sie danach kaputtgehen, haftet der Hersteller nicht mehr. Vielleicht aber brütet jetzt so mancher Manager darüber, ob er die Produkte seiner Firma nicht doch ein wenig haltbarer machen sollte. Denn das Europaparlament hat gestern einen Richtlinienentwurf der EU- Kommission abgesegnet: Künftig soll die Garantie europaweit mindestens zwei Jahre gelten.

Die Parlamentarier forderten sogar noch einige Verschärfungen des Entwurfs. Wenn die Espresso- Maschine kaputt ist, soll der Verkäufer beziehungsweise der Hersteller dem Käufer wahlweise eine kostenlose Reparatur oder den Ersatz des Geräts anbieten. Anspruch auf Umtausch sollen die Verbraucher bereits dann haben, wenn das Gerät nicht einwandfrei funktioniert oder die Versprechungen aus der Werbung nicht eingehalten sind. Zudem will das Parlament alle Hersteller verpflichten, für jedes Land mindestens eine Adresse anzugeben, an die sich die Verbraucher bei Reklamationen wenden können.

Gerade angesichts der geplanten Einführung des Euro sei eine Harmonisierung der Garantiebestimmungen dringen nötig, betonte die Berichterstatterin des Parlaments, die SPD-Abgeordnete Annemarie Kuhn. Denn mit dem Euro werde und solle der grenzüberschreitenden Einkauf, auch per Versandhandel und Teleshopping, kräftig zunehmen. Schwierigkeiten bei Umtausch und Garantieregelungen halten bislang viele Verbraucher davon ab, möglicherweise billigere Waren im Ausland zu erwerben.

Die Forderungen des Parlaments werden nun den zuständigen Ministern der 15 EU-Staaten vorgelegt. Das Europaparlament hat in dieser Frage ein Mitbestimmungsrecht. Somit kann sich der Ministerrat nicht einfach über die Entscheidung hinwegsetzen.

Manchen Europaabgeordneten geht das Abstimmungsergebnis allerdings nicht weit genug. Hiltrud Breyer von den Grünen fordert eine Garantiezeit von fünf Jahren. Denn nur dadurch ließen sich die Hersteller dazu bringen, langlebige und reparaturfreundliche Produkte herzustellen. Eine kurze Garantiezeit dagegen „fördert die Wegwerfmentalität“. Aus demselben Grund spricht sich Breyer gegen die auf den ersten Blick verbraucherfreundliche Forderung aus, den Käufern defekter Waren die Wahl zwischen Reparatur und Umtausch zu geben. Der Reparatur müsse Vorrang eingeräumt werden, damit der Trend zu unreparierbaren Einwegprodukten gebrochen wird. lieb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen