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Illusionenhändler träumt Union in die 2. Liga

■ FC Union hat Medienunternehmer als Sponsor in Aussicht. Der tilgte gleich 1,7 Millionen Schulden

Die Fans des gebeutelten Regionalligisten 1. FC Union hörten die frohe Botschaft wohl, aber ihnen fehlte der Glaube. „Union ist gerettet, der Verein hat wieder eine Perspektive“, erklärte Präsident Heiner Bertram der verwunderten Gemeinde des hochverschuldeten Fußballvereins aus Köpenick.

Noch an Weihnachten wollte Bertram angesichts von fünf Millionen Mark Miesen den Konkursantrag für den Verein einreichen, nachdem sich der DDR-Pokalsieger von 1968 nach dem Mauerfall tief in den Schuldensumpf manövriert hatte. Doch jetzt blühen rund um das Stadion „Alte Försterei“ kühne Träume vom Aufstieg ins Profilager. „Im Jahr 2000 wollen wir in der 2. Bundesliga spielen“, wagt Bertram einen Blick voraus.

Verantwortlich für den ungeahnten Stimmungsumschwung bei den „Eisernen“ zeichnet der Münchner Medienunternehmer Michael Kölmel, der für sieben Jahre als Marketingpartner einsteigen will. Als Zeichen seines guten Willens tilgte der erfolgreiche Filmverleiher („Kinowelt“) und Verleger („Finanzen“) die besonders heiklen kurzfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von 1,7 Millionen Mark, die den Klub zu strangulieren drohten.

„Der finanzielle Druck ist weg“, konnte Präsident Bertram erstmals seit Beginn seines Himmelfahrtskommandos im Oktober aufatmen.

Kölmel, der erfolgreiche Manager mit dem Charme eines großen Jungen, freut sich auf sein erstes Engagement im Sport: „Ich bin ein Abenteurer. Das Geld ist weg, wenn es nicht läuft. Aber ich glaube, mit einem Kultverein wie Union kann man Geld verdienen.“

Der gebürtige Karlsruher spekuliert auf das nahende Ende der zentralen Fernsehvermarktung der Vereine durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Zwar herrscht in den beiden Profiligen des Fußballbundes längst die schiere Goldgräberstimmung. Nur um die Regionalliga, die Spielklasse Unions, kümmert sich bislang noch kein potentieller Vermarkter, obwohl die höchste Amateurliga in drei Jahren in eine dritte professionelle Liga des DFB umgewandelt werden soll.

Das Negativ-Image des Berliner Vereins aus dem Südosten stört Kölmel nicht, er weiß um den fast schon legendären Ruf der Unioner in der früheren DDR, der sich vor allem aus der damaligen Opposition zum allgewaltigen Stasi-Klub BFC Dynamo speist. „Auch Schalke war mal eine Skandalnudel“, weiß Kölmel. Heute spielen die millionenschweren „Eurofighter“ aus dem Ruhrpott im internationalen Konzert der Großen mit. Uwe Ebenhöh

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