Ohne Aufschub und Gnade zurück in den Kosovo

■ Bayern will Kosovo-Albaner trotz Bericht über Ermordung eines Flüchtlings abschieben

Bonn/München (dpa) – Das bayerische Innenministerium prüft derzeit den Fall eines vor drei Monaten aus Bayern abgeschobenen Kosovo-Albaners, der nach Angaben seines Sohnes bei den blutigen Unruhen in der südserbischen Provinz getötet worden ist. „Wir können die Angaben aber derzeit nicht bestätigten“, sagte Sprecher Michael Ziegler gestern. Der 70 Jahre alte Muhamet Islami war nach einer Mitteilung seines Sohnes am 17. Dezember vergangenen Jahres aus dem bayerischen Kelheim nach Belgrad abgeschoben worden. Am 1. März sei sein Heimatdorf Likoshan im Kosovo von „irregulären serbischen Truppen“ überfallen worden. Bei dem Angriff sei der unbewaffnete Mann von „Freischärlern“ mit einer Axt ermordet worden.

Dessen ungeachtet wird es auch weiterhin in Bayern keinen generellen Abschiebestopp geben. München werde bei seiner Praxis der „ausgedünnten Abschiebungen“ bleiben, sagte Ziegler. Das bedeute, daß nur noch einzelne Flüchtlinge – in der Regel Straftäter – in Linienmaschinen nach Belgrad geflogen werden.

Auch aus Niedersachsen sollen in der übernächsten Woche wieder Flüchtlinge nach Belgrad abgeschoben werden. Zunächst würden Straftäter, Serben, Singles und Ehepaare ohne Kinder abgeschoben, teilte das Innenministerium in Hannover mit. Baden-Württemberg will „bis auf weiteres von Sammelabschiebungen mit Charterflugzeugen“ absehen. „Wir werden weiterhin per Linienflugzeug abschieben und uns dabei auf Serben und Straftäter konzentrieren“, teilte das Innenministerium in Stuttgart mit.

Dagegen bleibt Hessen bei seiner Entscheidung, die Abschiebung von Kosovo-Albanern vorerst auszusetzen. Es gebe einen neuen Bericht des Auswärtigen Amtes, der müsse erst ausgewertet werden, erklärte das dortige Innenministerium. Auch aus Thüringen und Berlin werden während der nächsten zwei Wochen keine Kosovo-Flüchtlinge abgeschoben.