piwik no script img

Bewag erwägt Umwandlung in Öko-Kraftwerk

■ Die Bewag denkt über Umrüstung des Kraftwerks Charlottenburg auf die extrem effiziente Gas-und-Dampf-Methode nach. Vorbild Kraftwerk Mitte: Weniger Schadstoffe, weniger Jobs

Die Bewag plant ein neues Öko- Heizkraftwerk. Der Energieversorger prüft in internen Berechnungen eine Umstellung des Heizkraftwerks Charlottenburg auf die besonders effiziente und damit umweltschonende „Gas-und- Dampfturbinen“-Technik (GuD). Eine solche Konversion „würde sich rechnen“, bestätigte Siegfried Knopf von der Bewag.

Bisher erzeugt das Werk in Charlottenburg mit jeweils drei Turbinen für Gas und Kohle eine Leistung von insgesamt 385 Megawatt. „Wir untersuchen die Möglichkeit, die Gasturbinen abzureißen und statt ihrer die Gas- und-Dampfturbinen-Technik in das alte Gebäude einzubauen“, so Knopf. Eine der drei Kohleturbinen könne dann weiter genutzt werden, zwei weitere sollten stillgelegt werden. Insgesamt käme das neue GuD-Kraftwerk dann auf eine Leistung von nur noch 225 Megawatt. Die Verringerung kommt der Strategie der Bewag entgegen, die Kapazitäten für Strom in Berlin um 30 Prozent abzubauen. Eine Berechnung, wie hoch die Investition für eine solche Umrüstung sein müßte, gebe es bisher nicht, so Knopf.

Die Bewag verwendet die Gas- und-Dampfturbinen-Technik bereits seit Mitte 1997 im totalsanierten Heizkraftwerk Mitte. Dort hat der Energieversoger 600 Millionen Mark investiert, um Strom und Wärme möglichst wirtschaftlich und umweltschonend zu produzieren. Konventionelle Kraftwerke koppeln die Gewinnung von Elektrizität und Wärme und erreichen damit einen Wirkungsgrad von bis zu 60 Prozent. GuD-Kraftwerke nutzen das eingesetze Erdgas oder Öl dreifach und erreichen dabei einen Effizienzgrad von bis zu 90 Prozent: In einer Turbine wird Strom erzeugt, mit dem abgekühlten Gas wird Wasser für eine Dampfturbine gewonnen, und die restliche Energie wird über einen Wärmetauscher für Fernwärme genutzt. Unter Energieexperten gilt die Gas-und-Dampfturbinen- Technik daher als das derzeit optimal Erreichbare in der Energiewirtschaft.

Die effiziente Ausnutzung der Energie sorgt auch für einen geringeren Schadstoffausstoß. Bei der Ersetzung der jetzt kohlebetriebenen Turbinen zur Strom- und Wärmeproduktion in Charlottenburg durch die Gas-und-Dampfturbinen-Technik rechnet die Bewag mit einer Reduzierung beim CO2- Ausstoß um 740.000 Tonnen im Jahr. Dies entspricht einer Verringerung der jährlichen Schwefeldioxid-Wolke um 790 Tonnen und 53 Tonnen weniger Staubabgabe. Das Heizkraftwerk Mitte bläst bereits jetzt eine Million Tonnen weniger Kohlendioxid in die Luft als vor der Umrüstung.

Reduziert wird mit dem Umbau auch die Belegschaft: So braucht man für den Betrieb eines GuD-Kraftwerks nur etwa zwanzig Prozent der Belegschaft eines konventionellen Kraftwerks. Die Bewag plant, in den nächsten Jahren parallel zum Abbau ihrer Kapazitäten bei der Stromerzeugung auch etwa zwanzig Prozent ihres Personals abzubauen. Um sich für den Wettbewerb auf dem Energiesektor vorzubereiten, treibt das Unternehmen derzeit die Rationalisierung voran.

Für die verstärkte Umrüstung auf Gas als Energieträger spricht auch die Hoffnung der Bewag auf niedrige Preise. Der Stromkonzern ist größter Kunde der Gasag und hat gerade seine Stellung bei dem Gaslieferanten gestärkt: Zusammen mit dem französischen Konzern Gaz de France hat die Bewag die Aktienmehrheit an der Gasag übernommen und besitzt nun knapp 25 Prozent der Gasag-Anteile. Bernhard Pötter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen