piwik no script img

Nachtschicht wider Willen Morddrohung per Post

■ Packer im Hamburger Frachtzentrum sollen später und häufiger arbeiten

Die MitarbeiterInnen in der Frachtabteilung der Post fürchten um ihre Gesundheit. Das Hamburger Frachtzentrum in Allermöhe will ihre Dienstzeiten weit in die Nacht hinein verlagern. So möchte die Post, durch private Konkurrenz unter Druck geraten, die Lieferzeiten für Päckchen und Pakete erheblich verringern.

In einem offenen Brief an die Geschäftsleitung haben die Hamburger PackerInnen gegen die neuen Dienstpläne protestiert. Die verkürzten Schichten begännen dann nicht mehr um 22.30 oder 23 Uhr, sondern erst um 1 oder 2 Uhr nachts. Zum Ausgleich der Wochenstundenbilanz sollen sie einen Tag mehr arbeiten: statt bisher dreimal wöchentlich müßten die Angestellten vier- oder fünfmal ran. Dadurch würden sie sozial isoliert, fürchten die Packer. Außerdem dauere die Fahrt zur Arbeit wegen der schlechten Bus- und Bahnverbindungen in der Nacht länger als bisher, argumentiert die Hamburger Belegschaft.

Die Leitung des Allermöher Unternehmens wollte dazu keine Stellung nehmen. Sie verwies auf die Pressestelle der Post. Sprecherin Minou Esfahlani erklärte: „Die Mitbewerber arbeiten im gleichen Stil“. Man bemühe sich „um bessere Laufzeiten“, und ohne die neuen Dienstpläne sei das Unternehmen auf dem „hart umkämpften Markt“nicht konkurrenzfähig.

Die Allermöher Arbeiter sehen das anders. Sie werfen ihrem Dienststellenleiter eine „geradezu menschenverachtende Haltung“vor. Erst kürzlich hatte die Bundesanstalt für Arbeitsschutz die negativen Auswirkungen ständiger Schichtarbeit diagnostiziert: Schlafstörungen, Nervosität und Appetitlosigkeit.

Derzeit verhandelt die Arbeitnehmervertretung mit der Niederlassung. Doch die Belegschaft wirft ihren VertreterInnen schon jetzt zu große Kompromißbereitschaft vor: Erst vor einem Jahr hatte der Betriebsrat (BR) den neuen Dienstplänen für befristete Kräfte zugestimmt. Zu einer Stellungnahme war BR-Chef Ralf Nüske nicht bereit. Die Nachtdienst-ArbeiterInnen des Frachtzentrums haben derweil angekündigt, sich „mit allen erdenklichen Mitteln“gegen die Absichten der Post zu wehren.

Volker Stahl

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen