SPD-Offensive: Grüne unter Zugzwang

■ Bremerhaven/Bremen-Nord Schwerpunkt im Wahlkampf

Bremerhaven und Bremen-Nord sind sehr bedeutsam, zumindest im Kalkül der SPD zur Bundestagswahl. In einer Reihe mit 31 anderen Orten, darunter Berlin-Mitte oder Ludwigshafen, hat der Parteivorstand den Wahlkreis 52 aus dem Lande Bremen ausgesucht: Dort wollen die Sozialdemokraten im Wahlkampf besondere Anstrengungen unternehmen. Ein von Bonn gesandter Wahlkampfbus soll 14 Tage in beiden Städten touren, Parteiprominenz verstärkt auf Stimmenfang gehen.

Der Wahlkreis Bremerhaven/Bremen-Nord, wo Ilse Janz 1994 unangefochten das Direktmandat für die SPD geholt hatte, paßt dabei eigentlich nicht in den Kriterienkatalog der Parteiführung, die eine besondere Hilfe rechtfertigte: Er liegt nicht in Ostdeutschland, noch ist es ein besonders hart umkämpfter Wahlkreis, wie Berlin-Mitte, wo Wolfgang Thierse gegen den PDS-Kandidaten Elmar Schmähling antritt. Auch gibt es keinen prominenten Gegenkandidaten der CDU wie in Ludwigshafen, wo Helmut Kohl zu schlagen ist.

Den Ausschlag zugunsten des zweigeteilten Unterweser-Wahlkreises gab die dramatisch hohe Arbeitslosigkeit und die greifbare Strukturkrise. Hier soll in der „Offensive 98“besonders die klassische Großstadtklientel der SPD zur Wahl getrommelt werden, die den Urnen immer häufiger fernbleibt.

Der Vorstoß der Sozialdemokraten löst zumindest bei den Bündnisgrünen Reaktionen aus, die bei der Mitgliederversammlung am Samstag für Debatten sorgen dürfte.

Nach internen Absprachen liegt das Recht, eine Kandidatin für das Direktmandat vorzuschlagen, bei dieser Wahl beim grünen Kreisverband Bremen-Nord. Der hat sich auch auf eine Kandidatin verständigt: Die 37jährige Marlies Weidenfeller soll gegen Ilse Janz und den CDU-Mann Michael Teiser antreten.

Die Hausfrau und Mutter zweier Kinder, die im Verkehrsausschuß des Beirats Burglesum sitzt, ist jedoch außerhalb des Bremer Nordens ein unbeschriebenes Blatt. Um der Offensive der SPD besonders in Bremerhaven entgegenzutreten, bevorzugt der grüne Landesvorstand trotz der Absprache einen bekannteren Kandidaten aus der Hafenstadt: Der Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Schramm stünde bereit. Einen Alleingang schließt Schramm jedoch aus. Bis zur Mitgliederversammlung muß nun der Bremerhavener Kreisvorstand entscheiden, ob er gegen die Parteifreunde aus Bremen-Nord einen eigenen Wahlvorschlag einbringen will. jof