: „Ich bin nicht zurückgetreten“
■ Der angeblich zurückgetretene Trainer Willi Reimann droht dem VfL Wolfsburg eine Klage an – von „freiwillig“ könne keine Rede sein
Wolfsburg (dpa) – Die Trennung zwischen Bundesliga-Aufsteiger VfL Wolfsburg und Trainer Willi Reimann (48) wird ein gerichtliches Nachspiel haben. Der alte Coach bestritt am Mittwoch, daß er sein Amt freiwillig zur Verfügung gestellt habe: „Davon kann keine Rede sein. Ich bin nicht zurückgetreten.“ Zur Wahrnehmung seiner Interessen schaltete er in Hamburg seinen Rechtsanwalt ein.
Das Präsidium, der Aufsichtsrat und der Vorstand der Fußballabteilung des VfL Wolfsburg hatten am Tag zuvor in einer Presseerklärung verkündet: „Reimann hat um die vorzeitige Auflösung seines Arbeitsvertrages gebeten. Dem Wunsch des Trainers wurde entsprochen.“ Die Vereinsführung setzte noch am Dienstag abend den bisherigen Amateurtrainer Uwe Erkenbrecher als Interimscoach ein.
Nach Darstellung von Reimann hat der Verein versucht, in die Kompetenzen des Trainers einzugreifen: „Mein Vertrag sollte in dieser Hinsicht geändert werden. Das war mit mir aber nicht zu machen.“ Der entlassene VfL-Trainer hatte sich die alleinige sportliche Verantwortung erst im vergangenen Dezember in seinem neuen Vertrag festschreiben lassen. Der Kontrakt bis zum 30. Juni 2000 war zu erheblich verbesserten Bezügen abgeschlossen worden.
Reimann kritisierte die Führungsetage des VfL Wolfsburg. Sie hatte 24 Stunden nach dem 1:2 gegen den Karlsruher SC und sieben sieglosen Spielen in einer Krisensitzung dem Trainer noch den Rücken gestärkt. Gleichzeitig übte Manager Peter Pander aber indirekt Kritik an seiner Arbeit. „Es ist keine klare Linie, es ist kein Konzept zu erkennen“, meinte Pander. Der Manager sollte sich nach dem Willen der Vereinsführung in Zukunft mehr um die Mannschaft kümmern. Dies war aber bei Reimann auf strikte Ablehnung gestoßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen