: „Möglicherweise“ gentechnisch verändert
■ Die EU läßt vier neue genmanipulierte Pflanzensorten für den Handel zu
Berlin (taz) – Für die Vermarktung von gleich vier neuen Gentech-Pflanzen sprachen sich Dienstag abend die Vertreter der EU- Mitgliedstaaten aus. Drei genmanipulierte Maissorten, entwickelt von den Chemiekonzernen Novartis, Monsanto und der Hoechst- Schering-Tochter AgrEvo sowie eine Rapssorte von AgrEvo dürfen demnächst in der EU in den Handel gebracht werden.
Drei der neu zugelassenen Gentech-Pflanzen sind gegen das AgrEvo-Herbizid Basta widerstandsfähig gemacht worden. Der Monsanto-Mais ist ausgestattet mit einem Gen aus der Bakterienart Bacillus thuringiensis (Bt) und soll resistent gegen Raupenfraß sein. Der Mais von Novartis enthält sowohl das Basta-Resistenzgen als auch das Bt-Gen. Während für den AgrEvo-Raps und den Novartis-Mais nur eine Importgenehmigung beantragt wurde, dürfen die beiden anderen Maissorten auch unbegrenzt in der EU angebaut werden.
„Die vorgesehene Kennzeichnung für die Pflanzen ist absolut mangelhaft“, kritisierte die Europaabgeordnete der Grünen, Hiltrud Breyer, die auch von dem deutschen Vertreter mitgetragene Entscheidung. So soll bei dem Import-Raps lediglich auf einem Beipackzettel vermerkt werden, daß er „möglicherweise“ gentechnisch verändert wurde. Eine „klare und verpflichtende Kennzeichnung“ sei nicht vorgesehen. Zu Lebensmittel verarbeitet werden dürfen die Gentech-Sorten nicht. Lediglich für den AgrEvo-Raps liegt seit einigen Monaten eine Zulassung nach der Novel-food-Verordnung vor. Die Verwendung als Tierfutter unterliegt jedoch keiner weiteren Genehmigungspflicht.
Zwei Schiffen, die seit einigen Tagen mit ihren Maisladungen verplombt im Rotterdamer Hafen liegen, ist mit der EU-Entscheidung jedoch nicht geholfen. Rechtskräftig wird die EU-Genehmigung erst, wenn das Land in dem die Anträge gestellt worden sind, diese den Firmen offiziell zugestellt hat. Zwei der Mais-Anträge kommen aus Frankreich, und „dort wurde vor kurzem beschlossen“, so berichtet der Gentech-Experte von Greenpeace, Jan van Aken, „in den nächsten sechs Monaten keine Gentech-Pflanzen mehr zuzulassen“. Den Schiffen mit der ursprünglich für die Schweiz bestimmten Ladung war von den dortigen Behörden die Einreise untersagt worden, weil nach einem Hinweis von Greenpeace die Schweizer Behörden festgestellt hatten, daß nicht zugelassene Maissorten in der Ladung vorhanden sind. Wolfgang Löhr
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