: Berlin gegen Mahnmal Rosh und Kohl dafür
■ Streit um Holocaust-Gedenken hat sich vor Schlußsitzung zugespitzt. Berliner Zweifel
Berlin (dpa/AP/taz) – Kommende Woche soll über das Holocaust-Mahnmal entschieden werden, doch die AusloberInnen sind sich nicht einig. Lea Rosh von den InitiatorInnen vom Förderverein eines Mahnmals für die ermordeten Juden Europas und das Kanzleramt zeigten sich zuversichtlich, daß beim Auslobertreffen in Berlin eine Entscheidung für das Mahnmal falle. Unterdessen mehren sich die Zweifel beim dritten Entscheider, dem Land Berlin. Nach der CDU bringt nun auch die Berliner SPD Bedenken vor.
„Ich bin zunehmend zu dem Ergebnis gekommen, es geht nicht“, sagte der Kultursprecher der SPD, Nikolaus Sander. Man könne nicht die Größe des Verbrechens mit der Größe des Denkmals umsetzen. Sander berief sich auf den starken Mann der Berliner SPD, den Fraktionsvorsitzenden Klaus Böger.
Kultursenator Peter Radunski sei zwar nach wie vor dafür, den Bau schnell auf den Weg zu bringen, sagte sein Sprecher Axel Wallrabenstein. Wegen Diepgens Bedenken sei aber nun unklar, wie sich das Land Berlin in dem Gremium verhalten werde. Eberhard Diepgen (CDU) hatte tags zuvor erklärt, er wolle keine Trauermeile in Berlin. Lea Rosh kritisierte Diepgens ablehnende Haltung als „scheinheilig“: „Ein Bürgermeister, der von Anfang an gesagt hat, er will keine Stadt der Scham und der Trauer, den frage ich wirklich, warum er dann nach Israel und zur Gedenkstätte Yad Vashem fährt.“
Rosh zeigte sich überzeugt, daß abschließende Sitzung über das Mahnmal ein Ergebnis bringe: „Wir werden uns für einen der vier Entwürfe entscheiden.“ Es bleibe bei der grundsätzlichen Haltung, daß das Mahnmal auf dem vorgesehenen Grundstück nahe des Reichstags errichtet werde, bestätigte auch der Staatsminister im Kanzleramt, Anton Pfeifer. „Hieran hat sich aus der Sicht des Bundes nichts geändert“. Der Kanzler hatte die Überarbeitung des Entwurfs der US-Amerikaner Serra/Eisenman angeregt. Diese entwarfen ein begehbares Labyrinth aus 4.000 Betonpfeilern.
Michel Friedman vom Zentralrat der Juden in Deutschland votierte für das Holocaust-Mahnmal. „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ plädierte für ein Moratorium, weil auch „die Schuld der Täter und die Verantwortung der nachfolgenden Generationen“ benannt werden müßten.
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