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Mit dem Abend kamen die Knüppel

■ Je näher die Castoren dem Zwischenlager rückten, desto mehr rückte die Polizei von der vorher angepriesenen Befriedungsstrategie ab

Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen in Niedersachen und Gorleben-Aktivistin, findet schon am Mittag das Polizeiaufgebot in Ahaus „genauso bedrückend und erdrückend wie in Gorleben“. Und wie in Gorleben die letzten drei Jahre lief der Castor-Transport auch gestern in Ahaus ab. Schienenblockaden wurden am Mittag noch durch Wegtragen aufgelöst. Die Beamten hatten nicht einmal Helme auf dem Kopf.

Später wurden jedoch die Wasserwerfer aufgefahren, Helme und Schlagstöcke gezückt. Denn inzwischen war es immer wieder zu Blockaden an der Strecke und dem Privatgleis zum Zwischenlager gekommen. Ob es daran lag, daß die Polizei durch die überraschende Vorverlegung des Transports noch nicht alle Einsatzgruppen vor Ort hatte, oder daran, daß ein paar tausend entschlossene Demonstranten mit einigermaßen rechtsstaatgerechten Mitteln nicht im Zaum zu halten sind: Ständig saßen irgendwo ein paar hundert Menschen auf den Gleisen. In Selm südlich von Münster sollen sich sogar 1.500 versprengte Wendländer auf die Schienen gesetzt haben.

Um 16 Uhr mußte der Castor in Coesfeld warten. Da wurden die berüchtigten Magdeburger und Berliner Greifer losgelassen – die Hunde des Bundesgrenzschutzes zum Glück noch nicht, die standen nur kläffend neben den etwa 1.000 Blockierern, die schließlich mit Hilfe der Wasserwerfer von den Schienen getrieben wurden.

In Ahaus landeten unterdessen Sonderkommandos mit Hubschraubern. Demonstranten wurden bei der Festnahme einfach wie nasse Säcke gefesselt und weggeworfen. Gegen 18 Uhr stand der Vorzug schon am Stadtrand von Ahaus, die Castoren warteten jedoch noch wenige Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Doch die Polizei wird noch einige Blockaden wegknüppeln müssen. Damit ist auch Polizeisprecher Harri Kolbe widerlegt. Er gab am Mittag seinen Untersprechern Anweisungen zur Präsentation der Aktionen gegenüber der Presse: „In der Diktion durchgeben und so verkaufen: Die Kuh ist vom Eis.“

Einen Lichtblick für alle brachten hingegen bei der ersten großen Gleisblockade am Nachmittag die Toten Hosen: Sie spielten auf einem Lkw mitten unter den Blockierern, begleitet vom Videoclip- Sender MTV. Als sie dem Bahndamm zu nahe kamen, schlug die Polizei allerdings die Scheiben des Führerhauses ein und legte den Lkw fest. Schließlich wurde die Tote-Hosen-Party auseinandergeknüppelt. j.s., pac, cvb

Egal, ob der Castor gestern noch durchkam oder nicht: Heute um 12 Uhr findet wie geplant die große Demonstration in Münster statt. Auch in Ahaus wird demonstriert.

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