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Ringen ums Geschäft an Konzertkassen

■ Machtkampf auf dem Bremer Ticket-Markt läßt Kunden beim Vorverkauf in die Röhre gucken

„Bei uns nur noch bis zum 1. April“, sagt die Kartenverkäuferin des Ticket-Service unten am Eingang in der Glocke. Danach werde es hier keine Karten mehr für die Konzerte des Philharmonischen Staatsorchesters im Vorverkauf geben – und dabei spielt das Orchester doch meist in Bremens Konzertsaal. Bei der traditionsreichen Agentur Praeger & Meier am Domshof gab es schon in den letzten Monaten keine Karten mehr für die Konzerte des Bremer Staatsorchesters, auch bei den zwei Dutzend Verkaufsstellen des Bremer „Ticket-Service-Centers“(TSC) nicht. Das gilt auch für diverse Konzerte von Pop und Rockgruppen wie etwa den Rolling Stones. „An allen guten Vorverkaufstellen“, steht auf der Rückseite der Karte, gäbe es Tickets für die diesjährige Tour. Bremer Vorverkaufsstellen sind offenbar zu schlecht für das Vorverkaufssystem mit Kürzel CTS. Ausgenommen ist nur Karstadt. Was ist los auf dem Bremer Konzertkarten-Markt?

„Skandalös“ist dieser Zustand und „unmöglich“für die Konzertbesucher, findet Dr. Rudolf Blaum vom Vorstand der Philharmonischen Gesellschaft den regelrechten Kampf der Kartenverkaufs-Systeme. Im Streit liegt das bundesweite System „CTS“, das der Bremer Konzertveranstalter Klaus-Peter Schulenberg („KPS“) für mehr als zwölf Millionen Mark gekauft hat. Gegner ist das Bremer Ticket-System „TSC“, das mit staatlichen Millionen-Zuschüssen eingerichtet worden war und derzeit ganz der Bremer Sparkasse gehört. In dem Kampf geht es schlicht um Marktmacht: TSC versteht sich als bremisches Dienstleistungsunternehmen für alle. Das System CTS von KPS verlangt dagegen, daß sich „alle guten Vorverkaufsstellen“auch sein System hinstellen. Daher gibt KPS keine Karten in das Bremer Verkaufssystem TSC ein.

Anfang Januar haben die Konkurrenten einen Kompromiß geschlossen: Bildschirme mit Schulenbergs CTS-System sollten wenigstens im Ticket-Service der Glocke und in der Stadthalle aufgestellt werden. Dafür, so der TSC-Geschäftsführer, sollten „Kontingente“der Veranstaltungen, die über CTS/KPS verkauft werden, in sein System TSC eingespeist werden und überall in Bremen zu haben sein. Aber diesen zweiten Teil der Vereinbarung erfüllte Schulenberg nicht – TSC schickte daher die Kündigung zum 1. April, und seitdem schreiben sich die Anwälte der beiden Firmen dicke Briefe.

Zu leiden haben unter dem Streit die Kunden, und das bringt zum Beispiel die Philharmonische Gesellschaft in Rage. Die hatte im vergangenen Jahr den Kartenvertrieb der traditionellen Agentur Praeger & Meier weggenommen und KPS anvertraut – und muß nun sehen, daß an den Bremer TSC-Vorverkaufstellen keine Karte für das Bremer Staatsorchester zu haben ist. „Wenn KPS das nicht in Ordnung bringt, dann steht die Philharmonische Gesellschaft vor der Frage, KPS einen freundlichen Brief zu schreiben“, sagt Blaum dazu. Kündigung „aus wichtigem Grund“könnte in diesem Brief stehen.

KPS hatte diese Andeutung drei Stunden auf dem Tisch, da schickte er der Philharmonischen Gesellschaft ein Antwort-Fax mit dem Versprechen, die Sache binnen einiger Tage in Ordnung zu bringen.

KPS/CTS steht nicht nur in Bremen seitens der Philharmonischen Gesellschaft und der Sparkasse unter Druck, sondern auch bundesweit durch den „Bundesverband der Kartenvorverkaufsstellen“(darüber morgen mehr). Daher geht es bei dem Bremer Streit ums Grundsätzliche. Bisher stehen die beiden Seiten so unversöhnlich gegeneinander, daß bis zum 1. April nur das Landgericht eine Entscheidung bringen könnte. K.W.

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