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Noch Nachgefechte um den Castor-Transport

■ Ahauser BI kritisiert „brutale Polizeigewalt“. SPD-Fraktionschef lobt „besonnenen Einsatz“

Düsseldorf (taz) –Mit scharfen Worten haben die Anti-AKW- Bürgerinitiativen den Polizeieinsatz beim Castor-Transport in Ahaus bilanziert. Am Ende habe sich die „Konfrontationsstrategie“ des Düsseldorfer SPD-Innenministers Franz-Josef Kniola „überall“ durchgesetzt und zum Teil zu „brutaler Polizeigewalt“ geführt, heißt es in einer Erklärung der Mediengruppe der Anti-Castor-Initiativen. Auch Manfred Laumann von der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ kritisierte das Vorgehen der Polizeikräfte. Demgegenüber sprach SPD-Fraktionschef Klaus Matthiesen am Montag im Verein mit der CDU von einem „klugen und besonnenen Einsatz“.

Nach Informationen der BI gab es bis zum Sonntag mehrere Schwerverletzte, darunter einen Demonstranten, dessen Fuß von einem Räumpanzer überrollt wurde. Während die Polizei in einer ersten Stellungnahme den Eindruck erweckt hatte, der Mann habe sich vor das Fahrzeug geworfen, klingt die Schilderung von Augenzeugen ganz anders. Danach fuhr der Räumpanzer am Freitag abend „rücksichtslos“ in eine Sitzblockade unmittelbar vor dem Zwischenlager. Entgegen der Darstellung des Polizeieinsatzleiters Haase hat die Polizei doch Tränengas eingesetzt.

Der grüne Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel will dazu jetzt ebenso eine Anfrage im Düsseldorfer Landtag einbringen wie zu dem Knüppel- und Wasserwerfereinsatz. Sagel zur taz: „Ich stand 10 Meter davon ernfernt, als Berliner Polizisten Demonstranten mit Knüppel und CS-Gas traktierten.“ Daß die Berliner Polizei sich nicht an die Linie der Deeskalation gehalten habe, hatte selbst Kniola am Sonntag eingeräumt. Berlins Innensenator Schönbohm (CDU) wies die Kritik gestern ebenso zurück wie die Gewerkschaft der Polizei.

Insgesamt wurden bei dem Castor-Einsatz rund um Ahaus laut Polizei 575 Persoen in Gewahrsam und weitere 53 Menschen vorrübergehend festgenommen. J. S.

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