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■ DaumenkinoDick und Doof auf „Mäusejagd“

Nichts gegen Nagetiere, schon gar nichts gegen Mäuse. Die füllen ihre ökologische Nische, lassen sich von der menschlichen Zivilisation nicht verdrängen und sind (Kanalratten mal ausgenommen) ja auch ganz putzig. Der britische Komiker Lee Evans (Funny Bones) hingegen ist unausstehlich – diese merkwürdige Mischung aus pantomimischer Körpersprache und überzogenen Grimassen wirkt allzu absichtsvoll. Und auch nicht so richtig komisch.

Gore Verbinskys „Mäusejagd“ macht es leicht, an diesen (Vor-)Urteilen festzuhalten. Evans spielt Lars Smuntz, der zusammen mit seinem deutlich cleveren Bruder Ernie (Nathan Lane) ein altes Haus erbt; wie sich bald herausstellt eine rare Arbeit eines prominenten Architekten. Erwartungsgemäß spekulieren beide auf das große Geld – wäre da nicht eine Maus im Haus, die den modernen Laurel-und- Hardy-Ersatz in den Wahnsinn treibt. Und in den vermeintlichen Ruin: Denn jedesmal, wenn die Smuntz- Brüder versuchen, sich des terroristisch operierenden Nagers zu entledigen, verwüsten sie einen Teil ihrer baufälligen Antiquität.

Das hätte ja auch ganz lustig sein können, genauso wie Christopher Walkens Auftritt als gut gerüsteter Kammerjäger. Leider gibt Walken aber doch nur wieder den Psychopathen, wie er ihn sich wohl hat patentieren lassen. Der Mann ist sich für nichts mehr zu schade – sein Gestammel, in dem er wie ein Vietnam-Veteran der Ungeziefervernichtung wirkt, irritiert noch, da wird er schon von der Guerilla-Maus fertiggemacht, Cartoon-Style.

Daß „Mäusejagd“ ein schwachbrüstiges Komödchen ist, tut natürlich niemandem weh. Nur bleiben einige unschöne Stolpersteine: Wenn jemand genüßlich in eine Delikatesse beißt und dabei die Hälfte eines riesigen Kakerlaken mitißt, ist das ein unerwartet derber Spaß. Wenn aber der kranke Kino-Veteran William Hickey, heruntergehungert und kaum mehr ansprechbar, den siechen Vater der debilen Brüder gibt, ist das nur makaber. „Mäusejagd“ beginnt mit der Trauerfeier der Familie Smuntz, in einer Rückblende taucht Vater, halbtot im Krankenhaus, noch mal auf; Hickey starb wenige Tage nach Fertigstellung des unterklassigen Films.

Am Ende einigen sich Maus und Mäusejäger auf friedliche Koexistenz, weil der Nager eine sehr profitable Methode zur Veredelung von Käse (?) erfunden hat. Um so was geht es halt in amerikanischen Komödien: um Geld und belohnte Gier. Das können weder Lane als angeblich cleveres Dickerchen noch Evans mit seinen üblichen Körper- und Gesichtsverdrehungen beschönigen. Fazit: Maus 1, Hollywood 0. Thomas Klein

„Mäusejagd“. Regie: Gore Verbinsky. Mit Nathan Lane, Lee Evans, Christopher Walken. USA 1997, 97 Min.

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