: Auf der Suche nach neuen Wegen
■ IG Metall Küste sorgt sich um neue Mitglieder und will weiterhin für Arbeit und Gerechtigkeit kämpfen
„Unsere Betriebspolitik muß mit der Gesellschaftspolitik verankert werden.“So lautete der Appell von IG Metall-Nord-Chef Frank Teichmüller gestern auf der Bezirkskonferenz „Küste“in Hamburg-Bergedorf.
Nach Auffassung der Nordlichter in der IG Metall darf der Mensch nicht länger zum reinen Kostenfaktor degradiert werden. Die Ökonomie, so Teichmüller, dürfe gesellschaftspolitisch nicht weiter im Vordergrund stehen. „Wir müssen dafür sorgen, daß die Kohls und Henkels bei Qualitätskontrollen ausgemustert werden“, lautete denn auch der kämpferische Appell. Immerhin gehören die Metaller noch zu den Aktivposten im „Bündnis für Arbeit“und bei der Kampagne „Arbeit und Gerechtigkeit“.
Doch Strukturwandel, Arbeitsplatzabbau und soziale Demontage zwingen auch die Gewerkschaft selbst neue Akzente zu setzen, etwa in der Mitgliederbetreuung. So könnte sich Teichmüller vorstellen, daß „Mieter helfen Mietern“oder die „Schuldnerberatung“mietsubventioniert ins Gewerkschaftshaus ziehen, um so ein soziales „Netzwerk“mit gewerkschaftlicher Bindung zu schaffen – auch für Unorganisierte.
Mitglieder- und Beitragsschwund (33.000 im Norden) nötigen die IG Metall zur Reorganisation. Der schwerfällige Apparat soll gestrafft und durch eine effektive flächendeckende Mitgliederbetreuung unter dem Schlagwort „Wohngebietsarbeit“ergänzt werden. Denn inzwischen erreicht die IG Metall über herkömmliche Betriebsstrukturen nur noch 50 Prozent ihrer Mitglieder. Die andere Hälfte arbeitet in Kleinbetrieben, Beschäftigungsgesellschaften oder Out-Sourcing-Firmen.
Die Wohngebietsarbeit soll vor allem durch „ehrenamtliche Regionalsekretäre“realisiert werden, was manch Hauptamtlichen Bauchschmerzen bereitet. „Es wird eine Dezentralisierung geben“, räumte der IG Metall-Hauptvorstands-Vize Walter Riester gestern ein. Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen